Pflegeassessment – Basis für Ihre individuelle Pflege
Das Pflegeassessment ist ein Fachbegriff, der die sorgfältige Bestandsaufnahme und professionelle Einschätzung der persönlichen Situation und des Pflegebedarfs durch eine Pflegefachperson beschreibt. Es ist das wichtigste Werkzeug für die Pflegekräfte, um herauszufinden, welche Unterstützung genau benötigt wird, welche Hilfen am besten passen und welche Fähigkeiten und Stärken erhalten bleiben oder gefördert werden sollen.
Zweck des Pflegeassessments
Das Pflegeassessment ist weit mehr als nur das Ausfüllen eines Formulars. Es dient dazu, ein ganzheitliches Bild von der zu pflegenden Person zu erhalten, um die Pflege so individuell wie möglich zu gestalten:
- Den individuellen Bedarf feststellen: Es geht darum festzustellen, wo Hilfe benötigt wird (z. B. beim Anziehen oder Essen) und wo noch Selbstständigkeit vorhanden ist.
- Stärken erkennen (Ressourcen): Die Pflegefachkraft erfasst nicht nur Einschränkungen, sondern auch die Ressourcen – das, was noch gut funktioniert, die Motivation und die Unterstützung, die von Familie und Freunden erhalten wird.
- Probleme frühzeitig erkennen: Durch das gezielte Fragen und Beobachten können potenzielle Risiken (wie Sturzgefahr, Mangelernährung oder Wundliegen) erkannt werden, bevor sie zu ernsten Problemen werden.
- Die Pflege planen: Die gesammelten Informationen sind die Grundlage für den Pflegeplan. Sie legen fest, was genau gemacht werden soll, wann, wie oft und von wem.
Das Assessment sorgt somit dafür, dass die Pflege maßgeschneidert und nicht nach einem Standardmuster erfolgt. Es ist die Basis für eine qualitativ hochwertige und sichere Versorgung.
Ablauf des Pflegeassessments
Das Pflegeassessment erfolgt in der Regel in Form eines Gesprächs, kombiniert mit einer Beobachtung der Alltagsfähigkeiten.
1. Das Gespräch (Subjektive Daten)
Hierbei werden die subjektiven Informationen gesammelt – also die Sichtweise und das Empfinden der betroffenen Person selbst. Die Pflegefachperson stellt Fragen zu zentralen Themen wie:
- Wahrnehmung und Befinden: Wie ist das allgemeine Befinden? Was macht im Alltag die größten Schwierigkeiten?
- Schmerz: Sind Schmerzen vorhanden? Wo und wann sind sie am stärksten?
- Ernährung und Trinken: Ist Appetit vorhanden? Wird genug getrunken? Gab es Gewichtsverlust?
- Wünsche und Ziele: Was ist im Alltag besonders wichtig? Welche Ziele sollen mit der Pflege erreicht werden?
2. Die Beobachtung (Objektive Daten)
Die Pflegekraft achtet zusätzlich auf objektive Anzeichen, die sie selbst feststellen kann:
- Mobilität: Wie bewegen sich Betroffene? Wie wird eine Treppe gegangen?
- Hautzustand: Gibt es gerötete Stellen oder Wunden, die auf ein Risiko hinweisen?
- Kommunikation: Wie wird gesprochen? Wird alles gut verstanden?
- Wohnumfeld: Gibt es Stolperfallen oder Hilfsmittel, die benötigt werden?
3. Die Analyse
Nach der Datensammlung führt die Pflegefachperson die subjektiven und objektiven Informationen zusammen. Sie interpretiert die Ergebnisse und entscheidet, welche Pflegediagnosen (z. B. „erhöhtes Risiko für Hautschädigung“) relevant sind und welche konkreten Maßnahmen zur Zielerreichung notwendig sind.
Basisassessment und Fokusassessment
Im Pflegealltag werden verschiedene Arten von Assessments je nach Situation eingesetzt:
- Das Basisassessment (oder Aufnahmeassessment): Dies ist das umfassendste Assessment. Es findet zu Beginn der Pflege (z. B. bei der Aufnahme ins Pflegeheim oder beim Start eines Pflegedienstes) statt, um einen vollständigen, allumfassenden Überblick über alle Bereiche des Lebens und der Gesundheit zu erhalten.
- Das Fokusassessment: Dies ist ein gezieltes Assessment. Es kommt zum Einsatz, wenn ein spezifisches Problem vorliegt oder neu auftritt. Zum Beispiel: Bei plötzlichen starken Schmerzen wird ein Fokusassessment Schmerz durchgeführt.
Rolle von Pflegebedürftigen und Angehörigen
Die aktive Teilnahme am Pflegeassessment ist entscheidend für den Erfolg der Pflegeplanung:
- Ehrlichkeit: Eine offene und ehrliche Schilderung der Schwierigkeiten ermöglicht die optimale Planung der Hilfe.
- Nennung von Wünschen: Es sollten Wünsche klar geäußert werden, was unbedingt noch selbst gemacht werden soll und welche Gewohnheiten wichtig sind. Die Pflege soll sich an den Zielen des Betroffenen orientieren.
- Stärken benennen: Auf die eigenen Ressourcen und die Unterstützung durch das soziale Umfeld (z. B. Familie oder Nachbarn) sollte hingewiesen werden.
- Fragen stellen: Unklarheiten sollten angesprochen werden. Lassen Sie sich den Pflegeplan und die abgeleiteten Maßnahmen genau erklären.
Das Pflegeassessment ist die Grundlage für eine individuelle und professionelle Pflege.
Unterschied Pflegeassessment zu NBA – Neues Begutachtungsassessment
Das Pflegeassessment muss vom Neuen Begutachtungsassessment (NBA) klar unterschieden werden, da sie völlig verschiedene Ziele verfolgen. Das NBA wird vom Medizinischen Dienst (MD) im Auftrag der Pflegekasse durchgeführt und dient ausschließlich der Feststellung des Pflegegrades (1 bis 5), um Leistungen der Pflegeversicherung zu erhalten. Es ist ein Instrument der Leistungsbewilligung. Im Gegensatz dazu ist das Pflegeassessment ein Instrument der Pflegeplanung und -steuerung, das von den Pflegefachpersonen selbst durchgeführt wird. Es geht nicht darum, einen Grad festzulegen, sondern darum, die im Pflegeplan festgehaltenen täglichen, detaillierten Maßnahmen so zu planen, dass sie zur individuellen Situation der pflegebedürftigen Person passen. Die eine Beurteilung ist also rechtlich-finanziell, die andere fachlich-pflegerisch begründet.Es ist wichtig, das fachliche Pflegeassessment durch die Pflegefachperson nicht mit der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) zu verwechseln.




















