Devipration wird in der Psychologie ein Zustand der unbefriedigten Triebbedürfnisse genannt. Der Begriff leitet sich von den lateinischen Wörtern de (Weg, Entzug) und vibratio (Trieb, Schwingung) ab und bedeutet sinngemäß den Entzug oder die Unterdrückung der eigenen Triebe. In der Pflege wird Devipration als eine grundlegende Störung des psychischen Gleichgewichts verstanden, die das Wohlbefinden und die Gesundheit von Patienten beeinträchtigt.
Ein Mensch erlebt Devipration, wenn seine inneren Bedürfnisse, Wünsche und emotionalen Impulse nicht ausreichend wahrgenommen und befriedigt werden. Dies kann in verschiedenen Lebensphasen und Situationen auftreten, ist jedoch bei Menschen mit eingeschränkter Handlungsfreiheit, wie etwa bettlägerigen Patienten, Bewohnern von Pflegeheimen oder Personen mit Demenz, besonders relevant. Die Devipration kann sich auf verschiedene Triebbereiche beziehen, wie etwa den Trieb nach Bewegung, Kontakt, Sexualität oder Selbstbestimmung.
Die Folgen von Devipration können weitreichend sein und sowohl psychische als auch physische Symptome umfassen. Dazu gehören innere Unruhe, Angst, Depression, Aggression oder Apathie. Auch körperliche Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten können auftreten. In der Pflege ist es daher eine wichtige Aufgabe, die individuellen Bedürfnisse der Patienten zu erkennen und ihnen Raum zur Entfaltung zu geben, um Devipration zu vermeiden oder zu lindern. Dies kann durch gezielte Aktivierung, soziale Interaktionen und die Förderung der Selbstbestimmung geschehen.
Maßnahmen gegen Devipration
Die Prävention und Linderung von Devipration erfordert ein individuelles und ganzheitliches Vorgehen. Pflegende müssen zunächst die spezifischen Bedürfnisse und Gewohnheiten des Einzelnen erkennen, um eine gezielte Unterstützung anbieten zu können. Dies kann durch einfühlsame Beobachtung, Gespräche mit dem Patienten und den Angehörigen sowie die Einsicht in die Biografie erfolgen.
Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Förderung der Selbstbestimmung. Patienten sollten so weit wie möglich in Entscheidungen einbezogen werden, die ihren Alltag betreffen, sei es die Wahl der Kleidung, des Essens oder der Tagesgestaltung. Kleinigkeiten wie die freie Wahl des Fernsehprogramms oder die Gestaltung des eigenen Zimmers können bereits einen signifikanten Unterschied machen.
Zudem ist die gezielte Stimulation der Sinne wichtig. Bei einem Mangel an Bewegungstrieb kann ein Aktivierungsprogramm mit sanften Übungen, Spaziergängen oder sogar Tanz angeboten werden. Zur Befriedigung des Kontakttriebs sind Besuche, Gespräche und körperliche Nähe, wie etwa Handhalten oder Umarmungen, hilfreich. Auch der Gebrauch von Reminiszenz (Erinnerungspflege) kann helfen, da vertraute Gerüche, Klänge oder Bilder positive Emotionen und Erinnerungen wecken und das Gefühl von Identität und Geborgenheit stärken können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der sozialen Teilhabe. Gruppenaktivitäten, gemeinsame Mahlzeiten oder Ausflüge bieten Gelegenheiten für Interaktion und den Aufbau von Beziehungen. Bei Pflegebedürftigen mit eingeschränkter Mobilität können auch Besuche von Ehrenamtlichen oder die Nutzung von Videoanrufen zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte beitragen.
Durch diese Maßnahmen wird nicht nur Devipration entgegengewirkt, sondern auch die Lebensqualität, das Wohlbefinden und die Würde der Patienten gestärkt. Die professionelle Pflege versteht sich daher auch als eine Art der Triebbefriedigung, die nicht nur physische, sondern auch psychische Bedürfnisse erfüllt.