Reminiszenz ist eine pflegerische Methode, die das bewusste Anregen und Teilen von Erinnerungen an vergangene Erlebnisse, Lebensabschnitte, Orte oder Personen zum Ziel hat. Sie wird oft als „Erinnerungspflege“ bezeichnet und nutzt vertraute Gegenstände, Bilder, Musik, Gerüche oder Geschichten, um positive Gefühle und das Gefühl der eigenen Identität zu stärken.
Für Menschen mit Demenz ist die Erinnerungspflege von herausragender Bedeutung. Da die Erkrankung in erster Linie das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt, sind Erinnerungen aus der Kindheit, Jugend und dem frühen Erwachsenenalter (Langzeitgedächtnis) oft noch über lange Zeit gut zugänglich und intakt. Durch das gezielte Ansprechen dieser stabilen Erinnerungen kann ein Zugang zur Person und ihrem inneren Erleben geschaffen werden. Reminiszenz hilft, die Identität und das Gefühl der Kontinuität zu erhalten, da Betroffene sich aktiv mit ihrem Leben verbinden und somit die oft verwirrende Gegenwart zeitweise in den Hintergrund tritt. Dies trägt maßgeblich zur Reduzierung von Verwirrung und Unruhe bei.
Anwendungsbereiche und Ziele von Reminiszenz
- Verbesserung des Wohlbefindens: Durch das Erinnern an positive Momente können Freude und Geborgenheit gefördert sowie Gefühle von Angst, Einsamkeit oder Frustration reduziert werden.
- Stärkung der Identität und des Selbstwerts: Das Abrufen von Erinnerungen stärkt das Gefühl der eigenen Person und ihrer Lebensgeschichte.
- Förderung von Kommunikation und Interaktion: Das Erzählen von Geschichten aus der Vergangenheit schafft Anknüpfungspunkte für Gespräche und erleichtert den Kontakt zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden.
- Aktivierung: Reminiszenz dient der geistigen und emotionalen Aktivierung.
Um Reminiszenz gezielt einsetzen zu können, ist die Kenntnis der Lebensgeschichte von Pflegebedürftigen (Biografiearbeit) notwendig. Welche Hobbys, Berufe, Ereignisse oder Gegenstände waren im Leben wichtig? Ankerpunkte können durch Nutzung von Fotos, alten Gebrauchsgegenständen, Lieblingsmusik, Kochrezepten oder Gerüchen, die mit positiven Erinnerungen verbunden sind, verwendet werden. Eine aktive und unterstützende Haltung ist bei Anwendung von Reminiszenz Voraussetzung. Durch das Stellen von offenen Fragen, das aufmerksame Zuhören und das Einräumen von Zeit wird ein positives Erlebnis gewährleistet. Erinnerungen sollten dabei nicht korrigiert werden. Wichtig ist, Signale zu beachten: Wenn eine Erinnerung Trauer oder Schmerz auslöst, sollte behutsam abgelenkt oder das Thema gewechselt werden.
