Beckenbodentraining für Senioren

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03.11.2025

 Das Beckenbodentraining spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention und Linderung von Inkontinenz, einem weit verbreiteten Problem im fortgeschrittenen Alter. Eine Inkontinenz führt nicht nur zu körperlichen Beschwerden, sondern auch zu sozialer Isolation. Durch gezieltes Beckenbodentraining wird die Kontrolle über die Blase und den Darm gestärkt, was Sicherheit und Wohlbefinden von Senioren erhöhen kann. Zudem trägt eine kräftige Beckenbodenmuskulatur zur Stabilisierung des Rumpfes bei, wodurch das Sturzrisiko reduziert wird. Die regelmäßigen Übungen wirken sich positiv auf die allgemeine Beweglichkeit aus. Es ist eine einfache, nicht-invasive Methode, die eine große Wirkung auf die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl älterer Menschen haben kann.

Beckenbodentraining und die damit verbundene Stärkung der tief liegenden Muskeln trägt jedoch nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität von Senioren bei, sondern kann gut in den Pflegealltag integriert werden und pflegende Angehörige entlasten. Die Übungen beinhalten Phasen des Anspannens und Entspannens, was weitestgehend unbemerkt bleibt und einfach durchzuführen ist.

Das Wichtigste im Überblick

  • Der Beckenboden stützt Organe, kontrolliert Blase und Darm und unterscheidet sich bei Frauen und Männern anatomisch.

  • Mit dem Alter nimmt die Muskelkraft ab – gezieltes Training beugt Inkontinenz und Organsenkungen vor.

  • Ursachen für Beckenbodenschwäche sind Hormonveränderungen, Operationen, Bewegungsmangel oder chronische Krankheiten.

  • Beckenbodentraining verbessert Kontinenz, Haltung, Gleichgewicht und sogar die sexuelle Gesundheit.

  • Übungen lassen sich einfach im Alltag im Sitzen, Stehen oder Liegen integrieren – regelmäßig und ohne Hilfsmittel.

  • Angehörige sollten motivierend begleiten und bei der Trainingsroutine unterstützen, ggf. mit professioneller Anleitung.

  • Die 24-Stunden-Betreuung von Carework & SHD kann Senioren beim Beckenbodentraining gezielt unterstützen und entlastet Angehörige.

Was ist der Beckenboden?

Der Beckenboden bildet den unteren Abschluss des Rumpfes und ist eine komplexe Einheit aus mehreren Schichten von Muskeln sowie Bindegewebe. Die fächerförmig angeordneten Strukturen verlaufen vom Schambein über die Sitzbeinhöcker bis hin zum Steißbein und verschließen das Becken nach unten hin. Seine Hauptfunktion ist das Stärken, Tragen und Stützen der Organe im Bauch– und Beckenraum, wie Blase, Darm und bei Frauen auch die Gebärmutter. Gleichzeitig ist der Beckenboden wichtig für die Kontinenz, indem er die Schließmuskeln von Blase und Anus unterstützt und ein unwillkürliches Austreten von Urin oder Stuhl verhindert.

Die anatomische Beschaffenheit des Beckenbodens unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. Während der männliche Beckenboden zwei Öffnungen für Harnröhre und Anus aufweist, hat der weibliche zusätzlich eine dritte Öffnung für die Vagina. Diese unterschiedliche Struktur führt dazu, dass der weibliche Beckenboden tendenziell breiter und elastischer ist, was eine Geburt ermöglicht, ihn aber auch anfälliger für Schwächen macht.

Mit zunehmendem Alter unterliegt der Beckenboden bei beiden Geschlechtern natürlichen Veränderungen. Die Muskelkraft lässt nach, das Bindegewebe verliert an Elastizität und hormonelle Umstellungen, insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren, können die Gewebestruktur weiter beeinflussen. Diese altersbedingte Schwächung kann zu einer Absenkung der Organe führen und die Kontinenz beeinträchtigen. Daher ist ein gezieltes Training auch im höheren Alter von großer Bedeutung, um die Muskeln zu stärken, die Funktionalität zu erhalten und Beschwerden vorzubeugen.

 

Warum ist Beckenbodentraining im Alter besonders wichtig?

Beckenbodenübungen bieten für Senioren eine Reihe von entscheidenden Vorteilen, die über die reine Stärkung der Muskulatur hinausgehen. Ein zentraler Punkt ist die Reduktion von Stuhl- und Harninkontinenz sowie Blasenschwäche. Durch die gezielte Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur wird die Kontrolle über die Schließmuskeln von Blase und Darm verbessert. Dies führt dazu, dass unwillkürlichem Harn- und Stuhlabgang wirksam entgegengewirkt werden kann, was das alltägliche Leben erheblich erleichtert und die damit verbundenen Unsicherheiten beseitigt.

Beckenbodentraining hilft zudem, die stützende Funktion des Beckenbodens aufrechtzuerhalten und das Risiko einer Organsenkung zu verringern oder deren Symptome zu lindern.

Ein starker Beckenboden trägt auch wesentlich zur Verbesserung von Haltung und Gleichgewicht bei. Als Teil der tiefen Rumpfmuskulatur arbeitet er eng mit den Bauch- und Rückenmuskeln zusammen. Eine kräftige Beckenbodenmuskulatur stabilisiert den Rumpf, was eine aufrechte Körperhaltung unterstützt und das Sturzrisiko, das im Alter erhöht ist, mindert.

Auch die sexuelle Gesundheit kann durch Trainieren des Beckenbodens positiv beeinflusst werden. Eine gestärkte Beckenbodenmuskulatur kann bei Männern die Erektionsfähigkeit und bei Frauen die Empfindsamkeit verbessern, wodurch das sexuelle Erleben auch im höheren Alter gefördert wird.

Die positiven Effekte des Trainings gehen über die rein physischen Aspekte hinaus und tragen maßgeblich zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Die wiedergewonnene Kontrolle über körperliche Funktionen und die verbesserte Stabilität des Körpers stärken das Selbstvertrauen und ermöglichen es, am sozialen Leben teilzunehmen, ohne sich durch körperliche Einschränkungen beeinträchtigt zu fühlen. Dies ist ein entscheidender Faktor für ein aktives und selbstbestimmtes Altern.

 

Typische Ursachen für Beckenbodenschwächen bei Senioren

Im Alter gibt es verschiedene Faktoren, die eine Schwächung des Beckenbodens begünstigen können. Ein wesentlicher Einfluss geht von den natürlichen Alterungsprozessen bei Frauen sowie Männern und den damit verbundenen hormonellen Veränderungen aus: Mit den Jahren verliert die Muskulatur an Masse und Kraft, und das Bindegewebe, das den Beckenboden stabilisiert, verliert an Elastizität. Bei Frauen beschleunigt der Abfall des Östrogenspiegels nach der Menopause diesen Prozess zusätzlich, da dieses Hormon für die Spannkraft des Gewebes mitverantwortlich ist.

Darüber hinaus können auch medizinische Eingriffe eine Rolle spielen. Bei Männern kann beispielsweise eine Prostataentfernung, eine häufige Operation bei Prostatakrebs im höheren Alter, die umliegenden Nerven und Muskeln des Beckenbodens beeinträchtigen, was die Funktion des Schließmuskels stören kann.

Bewegungsmangel ist ebenfalls eine typische Ursache. Ein inaktiver Lebensstil führt dazu, dass die Muskulatur des gesamten Körpers, einschließlich des Beckenbodens, nicht ausreichend gefordert wird und somit an Substanz verliert. Übergewicht stellt eine weitere Belastung dar, da das zusätzliche Gewicht permanent auf den Beckenboden drückt und ihn überdehnt, was zu einer anhaltenden Schwächung führt.

Schließlich können auch chronische Erkrankungen den Beckenboden beeinträchtigen. Zustände, die mit häufigem Husten einhergehen, wie etwa COPD, erhöhen den Druck im Bauchraum und damit auch auf den Beckenboden. Ebenso können chronische Nervenschäden, wie sie bei langjährigem Diabetes auftreten können, die Steuerung der Beckenbodenmuskulatur und der Schließmuskeln stören, was die Kontinenz negativ beeinflusst. Diese Faktoren wirken oft zusammen und verstärken die Schwächung des Beckenbodens im Alter.

 

Beckenbodentraining im Pflegealltag integrieren

Die Integration des Beckenbodentrainings in den Pflegealltag erfordert keine aufwendigen Vorbereitungen oder eine spezielle Ausrüstung. Es lässt sich durch einfache, unauffällige Übungen aus Anspannen und Entspannen in bestehende Routinen einbauen. Im Sitzen können die Muskeln des Beckenbodens abwechselnd für einige Sekunden angespannt und entspannt werden, während pflegebedürftige Senioren beispielsweise essen, fernsehen oder lesen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Gesäß- oder Oberschenkelmuskulatur der Beine nicht mit angespannt wird. Im Stehen können diese Übungen beim Zähneputzen oder beim Warten an der Supermarktkasse durchgeführt werden. Die Muskulatur wird dabei in dieser Position für einige Sekunden nach oben gezogen und dann langsam wieder losgelassen. Auch im Liegen, etwa vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen, lassen sich effektive Übungen umsetzen, indem die Beckenbodenmuskulatur für wenige Sekunden angespannt und wieder entspannt wird. Die Übungen werden nicht nur ein Mal ausgeführt, sondern durch Wiederholen gefestigt.

Zur Unterstützung und Steigerung der Effektivität gibt es verschiedene Hilfsmittel zum Trainieren. Dazu gehören zum Beispiel spezielle Kugeln oder Konen, die in die Vagina eingeführt werden und durch ihr Eigengewicht eine Reflexkontraktion der Beckenbodenmuskulatur auslösen. Auch Biofeedback-Geräte, die dem Anwender die Aktivität der Muskulatur visuell oder akustisch anzeigen, können das Training zielgerichteter gestalten.

Die korrekte Ausführung der Übungen ist entscheidend für den Erfolg. Daher ist eine professionelle Anleitung durch Fachpersonal wie Physiotherapeuten oder speziell geschulte Pflegekräfte ratsam. Sie können individuelle Übungspläne erstellen und sicherstellen, dass die Bewegungsabläufe korrekt ausgeführt werden, um Überlastungen zu vermeiden.

Um die Motivation und Regelmäßigkeit zu gewährleisten, ist es hilfreich, das Training als festen Bestandteil des Tagesablaufs zu etablieren. Eine positive Bestärkung bei sichtbaren Erfolgen am Becken, wie der Reduktion von Inkontinenzepisoden, kann die Motivation erheblich steigern. Es ist wichtig, Geduld zu haben, da die Stärkung der Muskulatur Zeit braucht. Kurze, tägliche Einheiten für einige Sekunden sind dabei effektiver als seltene, lange Trainingseinheiten. Das Beckenbodentraining sollte nicht als Belastung, sondern als Investition in die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden betrachtet werden.

 

Unterstützung für Angehörige

Angehörige können eine entscheidende Rolle dabei spielen, pflegebedürftige Senioren beim Beckenbodentraining zu unterstützen. Der erste Schritt ist eine offene und sensible Kommunikation. Es ist wichtig, das sensible Thema behutsam anzusprechen und die Vorteile des Trainings klar und verständlich darzulegen, ohne Schamgefühle zu erzeugen. Die Motivation und der Wille zum Trainieren sind entscheidend. Es sollte verdeutlicht werden, dass es sich um eine einfache und effektive Methode handelt, um die Lebensqualität und Selbstständigkeit zu verbessern.

Die Einbindung des Trainings in den täglichen Pflegeplan sorgt für Regelmäßigkeit und Beständigkeit. Angehörige können als die Durchführung erinnern und das Training zu festen Zeiten in den Tagesablauf integrieren – ähnlich wie bei der Einnahme von Medikamenten. Gemeinsame Übungen können zudem motivierend wirken und die Aktivität als eine positive gemeinsame Zeit etablieren. Hierbei können die Übungen in Routinetätigkeiten eingebaut werden, wie beispielsweise das Anspannen der Muskulatur beim Aufstehen aus dem Rollstuhl oder im Sitzen während einer gemeinsamen Mahlzeit.

Für eine korrekte Ausführung und weiterführende Informationen ist es hilfreich, auf professionelle Ressourcen und Anlaufstellen zurückzugreifen. Physiotherapeuten oder spezialisierte Pflegekräfte können die Senioren und ihre Angehörigen individuell anleiten und einen maßgeschneiderten Trainingsplan erstellen. Auch Ärzte, Sanitätshäuser oder die Krankenkasse können Auskunft über geeignete Hilfsmittel und Kurse für das Training des Beckens geben. Online-Plattformen und spezielle Fachliteratur bieten ebenfalls eine Fülle an Informationen und Übungsanleitungen, die als Unterstützung dienen können. Diese professionellen Anleitungen stellen sicher, dass die Übungen nicht nur effektiv, sondern auch sicher ausgeführt werden und das Training optimal auf die individuellen Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person abgestimmt ist.

 

Fazit

Die Bedeutung des Beckenbodentrainings für Senioren kann kaum überschätzt werden. Wie dargelegt handelt es sich um eine einfache, aber äußerst wirkungsvolle Methode, um altersbedingten Schwächen des Beckens entgegenzuwirken und die Lebensqualität erheblich zu verbessern. Durch gezielte Übungen lässt sich Inkontinenz vorbeugen und lindern, das Sturzrisiko verringern und die allgemeine Stabilität sowie das Wohlbefinden steigern. Das Training unterstützt nicht nur die physische Gesundheit, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen und die Selbstständigkeit von älteren Menschen. Die Integration der Übungen in den Pflegealltag ist mit den richtigen Hilfestellungen und einer professionellen Anleitung leicht umzusetzen und entlastet zudem pflegende Angehörige.

Sollten Sie weitere Unterstützung bei der Pflege eines Angehörigen benötigen oder die Integration solcher Übungen in den Alltag als Herausforderung empfinden, informieren Sie sich über unsere 24 Stunden Betreuung . Unsere qualifizierten Betreuungskräfte können nicht nur die tägliche Pflege übernehmen, sondern auch gezielt beim Beckenbodentraining unterstützen und so zu einem selbstbestimmten und würdevollen Leben im Alter beitragen. Treten Sie einfach zum Team von CareWork & SHD in Kontakt!

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