10 Regeln für den Umgang mit Demenzkranken

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16.07.2025

Der einfühlsame Umgang mit Demenzkranken ist von entscheidender Bedeutung, da er maßgeblich zur Lebensqualität der Betroffenen beiträgt und deren Würde bewahrt. Da das Gehirn zunehmend beeinträchtigt wird, verlieren Demenzkranke oft die Fähigkeit, sich klar auszudrücken, logisch zu denken oder sich an die Realität anzupassen. Ein verständnisvolles und geduldiges Umfeld kann ihnen helfen, Ängste und Verwirrung zu reduzieren und ein Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit zu vermitteln. Es geht darum, ihre aktuelle Gefühlslage zu erkennen und darauf einzugehen – auch wenn die äußere Kommunikation herausfordernd ist. Das ermöglicht es den Betroffenen, sich weiterhin als vollwertige Individuen zu fühlen und nicht auf ihre Erkrankung reduziert zu werden.

Der Umgang mit Demenzbetroffenen stellt für Angehörige und Pflegekräfte erhebliche Herausforderungen dar. Eine der größten Schwierigkeiten ist die Kommunikation: Demenzkranke äußern sich oft widersprüchlich, vergessen Inhalte sofort oder erkennen nahestehende Personen nicht mehr. Dies kann zu großer Frustration, Traurigkeit und Hilflosigkeit bei Angehörigen führen. Hinzu kommt der emotionale Stress, der durch die fortschreitende Veränderung der Persönlichkeit des Demenzerkrankten entsteht. Die Pflege erfordert zudem ein hohes Maß an Beständigkeit, denn scheinbar einfache Handlungen können viel Zeit in Anspruch nehmen oder müssen ständig wiederholt werden. Die ständige Verfügbarkeit und die Notwendigkeit, flexibel auf unvorhersehbare Verhaltensweisen zu reagieren, können zu physischer und psychischer Erschöpfung führen. Ohne eine gute Selbstfürsorge und Unterstützungssysteme besteht die Gefahr, dass Angehörige an ihre Grenzen stoßen oder selbst erkranken.

Regel 1 – Informieren Sie sich über die Krankheit Demenz

Sich als Familienmitglied über die Grundlagen und Symptome von Demenzerkrankungen zu informieren, ist eine entscheidende Regel im Umgang mit Betroffenen. Dieses Wissen bietet eine grundlegende Orientierungshilfe und zu einem verständnisvolleren Umgang. Ohne Verständnis für die Erkrankung sind viele Verhaltensweisen von dementen Menschen kaum nachvollziehbar. Die Vergesslichkeit, die Desorientierung oder auch plötzliche Stimmungsschwankungen können ohne dieses Wissen als persönliche Ablehnung oder gar als Bösartigkeit missverstanden werden. Und Missverständnisse führen nicht selten zu Streitigkeiten.

Kenntnisse über die Krankheit ermöglichen es Angehörigen, viele Symptome als Ausdruck der Krankheit zu erkennen und nicht persönlich zu nehmen. Das kann helfen, Frust zu reduzieren und eine bedächtige Haltung zu bewahren. Das Wissen um die Krankheitsprozesse vermittelt auch ein Gefühl von Kontrolle und Handlungssicherheit, da man besser einschätzen kann, welche Reaktionen angemessen sind und welche Strategien zur Kommunikation und Alltagsgestaltung hilfreich sein können. Diese Informationen helfen auch dabei, realistische Erwartungen zu entwickeln und die eigenen Belastungsgrenzen besser zu erkennen. Darüber hinaus erleichtern sie die Anpassung der Umgebung und des Tagesablaufs an die Bedürfnisse von Demenzbetroffenen, was wiederum zu weniger Stress und einer verbesserten Lebensqualität für alle Beteiligten führt. Letztendlich ermöglichen Kenntnisse über das Krankheitsbild, proaktiv zu agieren und frühzeitig Unterstützung oder Entlastung – beispielsweise durch eine 24 Stunden Betreuung zu suchen, bevor die Situation überfordernd wird.

Regel 2 – Akzeptieren Sie statt zu korrigieren

Bei der Versorgung von dementen Menschen gehört es zu den grundlegenden Regeln, Akzeptanz statt Korrektur zu praktizieren, Konfrontationen bei falschen Aussagen zu vermeiden und die subjektive Realität der Betroffenen wertzuschätzen. Dies ist von zentraler Bedeutung, da das logische Denkvermögen und die Erinnerung bei Demenzpatienten zunehmend beeinträchtigt sind. Der Versuch, sie mit Fakten zu korrigieren oder auf Fehler hinzuweisen, führt selten zum gewünschten Ergebnis. Im Gegenteil, solche Konfrontationen können zu Verwirrung, Frustration, Angst und sogar Aggression bei Demenzkranken führen, da sie ihre eigene Realität nicht verstehen und sich angegriffen fühlen.

Die Realität eines Menschen mit Alzheimer-Erkrankung kann stark von der objektiven Realität abweichen. Was für uns als „falsch“ erscheint, ist für Menschen mit Alzheimer in diesem Moment absolut real und wahr. Die Wertschätzung dieser subjektiven Realität bedeutet, sich auf die emotionale Ebene des Demenzpatienten einzulassen und seine Welt anzuerkennen, anstatt sie in Frage zu stellen. Wenn eine demente Person beispielsweise davon spricht, zu ihrer verstorbenen Mutter gehen zu wollen, ist das Eingehen auf das sich dahinter verbergende Bedürfnis wie der Wunsch nach Geborgenheit oder Vertrautheit einzugehen, anstatt darauf hinzuweisen, dass die Mutter schon längst tot ist.

Dies schafft eine Empfindung von Sicherheit und von Verständnis für Menschen mit Demenz. Es reduziert Ängste und Spannungen, da sich Betroffene nicht ständig verteidigen oder beweisen müssen. Ein akzeptierender Umgang ermöglicht es, eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Mensch mit Demenz geborgen und respektiert fühlt. Es fördert zudem die Kooperation und erleichtert damit die Pflege, da weniger Widerstand oder Ablehnung entsteht. Die Aufgabe ist nicht, die Demenz zu heilen oder den Betroffenen zur „Vernunft“ zu bringen, sondern ihn dort abzuholen, wo er sich gerade befindet. Auf diese Weise wird dementen Menschen ein möglichst angenehmes und würdiges Leben ermöglicht.

Regel 3 – Kommunizieren Sie klar und einfach

Im Umgang mit Menschen mit Demenz ist es wichtig, klar und einfach sowie mit kurzen, verständlichen Sätzen zu kommunizieren und die Kommunikation durch Mimik und Gestik zu unterstützen. Eine klare und einfache Kommunikation erleichtert beim Gespräch das Verständnis, wenn die kognitiven Fähigkeiten bei Demenz abnehmen. Insbesondere die Fähigkeit, komplexe Informationen zu verarbeiten, sich an Gesagtes zu erinnern oder abstrakte Konzepte zu verstehen, vergehen bei Demenz. Lange, verschachtelte Sätze überfordern die Betroffenen schnell und führen zu Verwirrung, Frustration und Isolation.

Kurze, prägnante Sätze hingegen sind leichter zu erfassen und zu verarbeiten. Sie reduzieren die Flut von Informationen und ermöglichen es Menschen mit Demenz, Botschaften besser aufzunehmen und zu verstehen. Die Verwendung einfacher Wörter, die zum aktiven Wortschatz gehören, vermeidet zusätzliche Hürden. Mimik und Gestik spielen eine entscheidende Rolle als nonverbale Kommunikationshilfen. Da die verbale Ausdrucksfähigkeit und das Sprachverständnis nachlassen können, können Körpersprache, Blickkontakt und deutliche Gesten die verbale Botschaft verstärken oder sogar ersetzen. Ein freundliches Lächeln, eine beruhigende Handbewegung oder das Zeigen auf einen Gegenstand können die Botschaft klarer vermitteln als viele Worte. Sie helfen, Emotionen zu transportieren und einen Eindruck von Sicherheit und von Verständnis zu schaffen, auch wenn die gesprochenen Worte nicht vollständig verstanden werden. Diese Form der Kommunikation reduziert Missverständnisse, minimiert Ängste und fördert eine positivere Interaktion zwischen pflegenden Angehörigen und Menschen mit Demenz.

Regel 4 – Nutzen Sie Biografiearbeit

Biografiearbeit bietet zahlreiche Vorteile im Umgang mit Demenzbetroffenen, da sie die Integration bekannter Rituale und Erinnerungen ermöglicht und das Wohlbefinden durch bekannte Aktivitäten fördert. Die Erinnerung an die jüngere Vergangenheit schwindet bei Demenzpatienten oft zuerst, während langfristige Erinnerungen an die eigene Lebensgeschichte und geläufige Abläufe oft länger erhalten bleiben.

Das Nutzen dieser erhaltenen Erinnerungen und Rituale schafft ein Gespür von Kontinuität, Sicherheit und Vertrautheit in einer zunehmend verwirrenden Welt. Wenn Demenzkranke durch Musik, Gerüche, Fotos, Geschichten oder die Wiederholung geliebter Tätigkeiten mit Elementen aus ihrem früheren Leben konfrontiert werden, kann dies positive Emotionen auslösen und das Empfinden der Identität stärken. Es hilft ihnen, sich an etwas zu erinnern, das ihnen wichtig war. Sie fühlen sich als Teil einer Geschichte, statt in der Isolation der Krankheit gefangen zu sein.

Das Einbeziehen bekannter Aktivitäten, wie das gemeinsame Singen alter Lieder, das Anschauen von Fotoalben, das Zubereiten einfacher Speisen oder das Ausführen früherer Hobbys, kann Freude und Zufriedenheit hervorrufen. Solche Aktivitäten reduzieren Unruhe und Ängste, da sie eine Brücke zur Welt der Erkrankten schlagen und ihnen die Möglichkeit geben, sich sinnvoll zu beschäftigen und dabei ihre Fähigkeiten zu nutzen, die sie noch besitzen. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist und ihnen ermöglicht, ein möglichst selbstbestimmtes und würdevolles Leben zu führen – auch wenn die Krankheit fortschreitet.

Regel 5 – Bleiben Sie geduldig und gelassen

In der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz sollte Geduld und Gelassenheit walten, um Stress und Hektik im Alltag zu vermeiden und das Tempo an die individuellen Bedürfnisse von Betroffenen anzupassen. Die kognitiven Einschränkungen, die mit Demenz einhergehen, verlangsamen die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Reaktionsfähigkeit. Was für einen Gesunden eine einfache Aufgabe ist, kann für einen Erkrankten eine enorme Anstrengung darstellen und viel Zeit in Anspruch nehmen.

Ein hektisches Vorgehen führt unweigerlich zu Überforderung und Verunsicherung bei Menschen mit Demenz. Dies kann sich in Unruhe, Rückzug, Aggression oder Apathie äußern. Ein ruhiges, gelassenes und angepasstes Tempo hingegen vermittelt einem Demenzbetroffenen ein Empfinden von Sicherheit und Kontrolle. Es verleiht die notwendige Zeit, um Informationen zu verarbeiten, Handlungen auszuführen oder sich an neue Situationen anzupassen. Die Anpassung des Tempos bedeutet, den Tagesablauf flexibel zu gestalten und Druck zu vermeiden. Wenn eine Handlung länger dauert, als ursprünglich geplant, sollte dies ohne Drängen akzeptiert werden. Diese Haltung reduziert nicht nur den Stress für Demenzkranke, sondern auch für die pflegenden Angehörigen selbst. Ein ruhiger Umgang fördert eine entspannte Atmosphäre, in der sich Betroffene wohler fühlen und kooperativer sind. Es geht darum, im Hier und Jetzt zu sein und die Zeit, die für eine Aufgabe benötigt wird, zu respektieren und nicht an starren Zeitplänen festzuhalten. Letztlich trägt Gelassenheit maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern und eine positive Beziehung aufrechtzuerhalten.

Regel 6 – Etablieren Sie Routinen

Beim Miteinander mit Menschen mit Demenz ist es sinnvoll, regelmäßige Routinen zu etablieren, um Sicherheit durch feste Tagesabläufe zu schaffen und durch Strukturierung des Alltags eine Überforderung zu vermeiden. Die fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses und der Orientierung führt dazu, dass Demenzkranke sich in einer immer unbeständigeren Welt befinden. Neue Situationen, unerwartete Veränderungen oder fehlende Anhaltspunkte können schnell zu Verwirrung, Angst und Stress führen. Feste, sich wiederholende Tagesabläufe bieten hingegen die dringend benötigte Orientierung und Vorhersehbarkeit. Wenn Mahlzeiten immer zur gleichen Zeit stattfinden, pflegende Angehörige immer in ähnlicher Reihenfolge vorgehen oder bestimmte Aktivitäten täglich wiederkehren, schafft dies Vertrautheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit. Demenzkranke müssen sich nicht ständig neu orientieren oder versuchen, sich an wechselnde Umstände anzupassen, was eine enorme Erleichterung darstellt. Dies reduziert die kognitive Belastung und minimiert das Risiko von Überforderung und damit auch verbundene Verhaltensauffälligkeiten.

Eine klare Struktur im Alltag hilft auch, die verbliebenen Fähigkeiten zu nutzen und zu erhalten. Bekannte Handlungsabläufe können oft auch dann noch ausgeführt werden, wenn die Planung und Initiative dazu bereits stark eingeschränkt sind. Routinen bieten somit auch bei Fortschreiten der Demenz eine äußere Stütze, die die innere Unsicherheit kompensiert und Kompetenz vermittelt. Routinen tragen dazu bei, eine Atmosphäre der Ruhe und Stabilität zu schaffen, die für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz bedeutsam ist.

Regel 7 – Setzen Sie positive Verstärkung ein

Im Umgang mit Menschen mit Demenz ist es hilfreich, positive Verstärkung durch Lob und Anerkennung für kleine Erfolge einzusetzen, um den Selbstwert von Demenzkranken zu stärken. Eine fortschreitende Demenz führt oft zu einem Verlust von Fähigkeiten und Hilflosigkeit. Dies kann das Selbstwertgefühl der Betroffenen stark beeinträchtigen und zu Frustration, Rückzug oder Depression führen.Jeder noch so kleine Erfolg, sei es das selbstständige Anziehen eines Kleidungsstücks, das Erinnern an einen Namen oder das Ausführen einer gewohnten Handlung, ist für Menschen mit Demenz ein wichtiger Moment. Lob und Anerkennung für diese Leistungen signalisieren, dass seine Bemühungen gesehen und wertgeschätzt werden. Dies stärkt das Selbstvertrauen und motiviert dazu, weiterhin aktiv zu bleiben und sich nicht aufzugeben.

Positive Verstärkung schafft eine ermutigende und unterstützende Atmosphäre, in der sich Demenzkranke sicherer und kompetenter fühlen. Es geht nicht darum, unrealistische Erwartungen zu wecken, sondern um das Erkennen und Wertschätzen von vorhandenen Fähigkeiten. Das Empfinden, noch etwas leisten zu können und dafür Anerkennung zu erhalten, ist fundamental für das menschliche Wohlbefinden. Es hilft, Ängste zu reduzieren und fördert eine positivere Grundstimmung. Gleichzeitig lenkt es den Fokus von den Defiziten auf die noch vorhandenen Ressourcen, was sowohl für den Betroffenen als auch für die pflegende Angehörige entlastend wirkt.

Regel 8 – Bieten Sie Orientierungshilfen an

In der Demenzpflege ist es oft notwendig, Orientierungshilfen durch visuelle Hilfsmittel oder die Gestaltung einer demenzfreundlichen Umgebung anzubieten. Die Demenz beeinträchtigt zunehmend die Fähigkeit, sich zu orientieren, Räume zu erkennen oder den Überblick über die Zeit zu behalten. Dies führt zu großer Verunsicherung, Angst und einem erhöhten Risiko für Stürze oder Verirren. Visuelle Hilfsmittel wie große Uhren, Kalender mit deutlichen Wochentagsanzeigen, Schilder mit Piktogrammen an Türen (z. B. Toilette, Küche) oder personalisierte Fotos an Zimmern können Demenzkranken helfen, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden und die aktuelle Zeit besser zu erfassen. Diese Hilfen reduzieren die kognitive Belastung, da sie klare, leicht verständliche Informationen liefern, ohne dass komplizierte Gedächtnisleistungen erforderlich sind.

Eine demenzfreundliche Umgebung ist so gestaltet, dass sie die Orientierung erleichtert und Reize reduziert. Dazu gehören eine klare Gliederung der Räume, die Vermeidung von Verwechslungsgefahren (z. B. Spiegel, die als Fenster missinterpretiert werden könnten), eine gute Beleuchtung und die Beseitigung von Stolperfallen. Auch das Platzieren heimischer Gegenstände oder Farben an strategischen Orten kann als Anker dienen. Diese Maßnahmen fördern die Selbstständigkeit von Demenzkranken, indem sie es ermöglichen, sich sicherer zu bewegen und alltägliche Aufgaben besser zu bewältigen. Sie verringern Hilflosigkeit und tragen maßgeblich zu Sicherheit und Wohlbefinden bei, indem sie eine Umgebung schaffen, die die noch vorhandenen Fähigkeiten unterstützt und gleichzeitig die Defizite kompensiert.

Regel 9 – Leisten Sie emotionale Unterstützung

Für Menschen mit der Diagnose Demenz ist es wichtig, dass durch pflegende Angehörige oder Pflegende emotionale Unterstützung geleistet wird. Dazu gehört Aufmerksamkeit für nonverbale Signale und das Anbieten von Nähe und Trost bei Unsicherheit. Die kognitiven Einschränkungen bei Demenz führen oft dazu, dass die verbale Kommunikation schwierig wird oder ganz abbricht. In solchen Situationen wird die nonverbale Ebene zur primären Ausdrucksform für Gefühle wie Angst, Verwirrung, Schmerz oder Freude. Demenzkranke können ihre Bedürfnisse oder ihr Unbehagen oft nicht mehr in Worte fassen. Ein unruhiger Blick, ein abwehrendes Verhalten, ein ängstlicher Gesichtsausdruck oder eine zittrige Hand sind wichtige Hinweise auf ihren emotionalen Zustand. Werden diese Signale nicht wahrgenommen und darauf reagiert, kann die Unsicherheit des Demenzerkrankten schnell in Panik oder aggressivem Verhalten münden.

Das bewusste Achten auf diese nonverbalen Zeichen ermöglicht es, proaktiv zu handeln und auf die emotionalen Bedürfnisse einzugehen, bevor sich die Situation zuspitzt. Das Angebot von Nähe und Trost, sei es durch eine beruhigende Berührung, ein verständnisvolles Nicken oder einfach nur die physische Präsenz, kann in Momenten der Unsicherheit Wunder wirken. Es vermittelt dem Demenzkranken ein sicheres, geborgenes Gefühl, reduziert Ängste und hilft, den emotionalen Stress abzubauen. Die nonverbale Kommunikation wird zur Brücke, über die Empathie und Fürsorge ausgedrückt werden können, selbst wenn Worte ihre Bedeutung verlieren. Diese Form der Unterstützung ist fundamental für das Wohlbefinden und die Aufrechterhaltung einer würdevollen Beziehung zum Menschen mit Demenz.

Regel 10 – Erkennen Sie Ihre Grenzen und nehmen Hilfe an

Bei der Pflege von Menschen mit Demenz ist es für Angehörige von Bedeutung, eigene Grenzen zu erkennen und Hilfe anzunehmen. Die Pflege eines Menschen mit Demenz ist eine herausfordernde Aufgabe, die sowohl physisch als auch emotional äußerst belastend sein kann. Die kontinuierliche Verantwortung, der Verlust des vertrauten Menschen und die oft unvorhersehbaren Verhaltensweisen von Demenzkranken führen zu einem hohen Maß an Stress und Erschöpfung. Ohne das Erkennen und Akzeptieren der eigenen Belastungsgrenzen besteht ein erhebliches Risiko für Überlastung, Burnout, Depressionen und körperliche Beschwerden. Dies beeinträchtigt nicht nur die eigene Gesundheit und Lebensqualität, sondern kann sich auch negativ auf die Qualität der Pflege auswirken.

Selbstfürsorge ist daher keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit. Sie umfasst bewusst genommene Auszeiten, das Pflegen eigener Interessen und das Aufrechterhalten sozialer Kontakte abseits der Pflegesituation. Nur wer auf sich selbst achtet, kann langfristig die Kraft und Gelassenheit aufbringen, die für die Pflege eines Demenzkranken erforderlich sind. Die Nutzung von Unterstützungsangeboten wie die stundenweise Betreuung schafft Entlastung im Alltag. Gleiches gilt für Kurzzeit- und Tagespflegeeinrichtungen, die eine temporäre Betreuung ermöglichen. Solche Angebote schaffen Freiräume für pflegende Angehörige, in denen sie sich erholen und neue Energie schöpfen können. Der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen in Selbsthilfegruppen oder Foren ist ebenfalls von unschätzbarem Wert. Hier können Erfahrungen geteilt, Ratschläge eingeholt und Trost gefunden werden. Das Wissen, mit den eigenen Herausforderungen nicht allein zu sein, kann eine enorme Entlastung sein und das Gefühl der Isolation mindern. Durch das Annehmen von Hilfe und die bewusste Praxis der Selbstfürsorge können pflegende Angehörige ihre Rolle nachhaltiger ausfüllen und gleichzeitig ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden schützen.

Fazit

Der respektvolle und verständnisvolle Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, bildet das Fundament für ihr Wohlbefinden und die Wahrung ihrer Würde. Es geht darum, die Welt durch ihre Augen zu sehen und ihre subjektive Realität anzuerkennen, anstatt sie zu korrigieren oder zu konfrontieren. Eine einfühlsame Kommunikation mit kurzen, klaren Sätzen, unterstützt durch Mimik und Gestik, hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen. Das Wissen über die Krankheit Demenz befähigt pflegende Angehörige dazu, Verhaltensweisen zu verstehen und aufmerksam darauf zu reagieren. Die Integration von Biografiearbeit und die Nutzung vertrauter Rituale oder bekannter Aktivitäten schenken Sicherheit und Freude, während Routinen und Struktur im Tagesablauf Orientierung geben und Überforderung verhindern.

Geduld, Gelassenheit und die Anpassung des Tempos an die Bedürfnisse von Demenzkranken reduzieren Stress für alle Beteiligten. Jeder kleine Erfolg sollte durch Lob und Anerkennung verstärkt werden, um das oft angegriffene Selbstwertgefühl zu stärken. Zudem sind Orientierungshilfen und eine demenzfreundliche Umgebung sinnvoll, um die Selbstständigkeit zu fördern und Ängste zu mindern. Vor allem aber ist die Fähigkeit, nonverbale Signale zu erkennen und bei Unsicherheit emotionale Unterstützung durch Nähe und Trost zu bieten, von unschätzbarem Wert.

Dieser umfassende Ansatz, der auf Respekt und Verständnis basiert, ist eine tägliche Herausforderung, aber er ermöglicht ein würdevolles Miteinander. Für pflegende Angehörige ist es dabei sehr wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und aktiv Hilfe anzunehmen. Ob durch Selbsthilfegruppen, professionelle Unterstützung oder den Austausch mit anderen Betroffenen – Selbstfürsorge und die Nutzung von Unterstützungsangeboten sind keine Schwäche, sondern eine Stärke. Sie sichern die eigene Gesundheit und ermöglichen es, die anspruchsvolle Aufgabe langfristig und mit der nötigen Kraft zu meistern. In Situationen, in denen die häusliche Pflege an ihre Grenzen stößt, kann eine 24-Stunden-Betreuung eine wertvolle Alternative darstellen, die professionelle Fürsorge in der gewohnten Umgebung ermöglicht und Angehörige nachhaltig entlastet.

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