Bei vielen Medikamenten kommt es auf die Einnahmezeit an. Einige müssen vor oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden, während andere Arzneien ihre Wirkung nur dann voll entfalten können, wenn sie pünktlich zu einer bestimmten Uhrzeit verabreicht werden. Arzneitherapien für Pflegebedürftige bedürfen deshalb nicht selten eines richtigen „Managements“. Viele pflegende Angehörige fühlen sich damit überfordert. Dennoch ist eine gute Medikation und akkurate Therapie für Pflegebedürftige sehr wichtig, da neben der Heilung auch die Linderung von Schmerzen, Förderung der Beweglichkeit, Steigerung der Lebensqualität und vieles mehr davon abhängt.
Kümmern sich mehrere Familienmitglieder um einen pflegebedürftigen Angehörigen, sollte die Zuständigkeit für das Medikamentenmanagement einer Person und einem Vertreter zugewiesen werden. Dies auch aus dem Grund, dass Ärzte und Apotheker häufig einen Ansprechpartner brauchen. Hierfür wird eine Vollmacht, Schweigepflichtentbindung oder Betreuungsverfügung benötigt, da Heilberufe der Schweigepflicht unterliegen.
Medikamente richtig planen
Für das Sortieren von Arzneimitteln bieten sich Dosierboxen an, die die Planung für eine ganze Woche im Voraus und den Überblick, wann ggf. neue Rezepte angefordert bzw. nachbestellt werden müssen, ermöglichen. Müssen täglich besonders viele Medikamente eingenommen werden, bieten viele Apotheken auch einen kostenpflichtigen Service an, bei dem die Arzneien direkt verblistert werden. Ein solcher Blister gewährleistet, dass für jeden Einnahmezeitpunkt immer die richtigen Medikamente in der verschriebenen Dosis zur Verfügung stehen.
Tipps für das Medikamentenmanagement
- Einnahmezeitpunkt einhalten: Einige Medikamente wie beispielsweise gegen Parkinson oder Anfallsleiden müssen genau zum vorgeschriebenen Zeitpunkt eingenommen werden, damit die Wirkung gewährleistet werden kann.
- Richtige Verabreichung: Bettlägerige Pflegebedürftige sollten aufrecht sitzen, wenn sie eine Tablette einnehmen sollen. Im Liegen könnten Arzneimittel in der Speiseröhre stecken bleiben. Generell sollten Tabletten und Kapseln immer einzeln und dann jeweils mit einem großen Schluck Trinkflüssigkeit eingenommen werden. Bei Menschen mit Schluckproblemen kann der Apotheker angesprochen werden. In vielen Fällen können Tabletten geteilt oder um Arzneimittel in einer anderen Darreichungsform ausgetauscht werden. Es gibt auch schluckfreundliche Überzüge für Arzneimittel, die das Schlucken erleichtern. Achtung: Es dürfen nicht alle Medikamente einfach gemörsert werden!
- Medikamentenplanung mit dem Arzt: Wenn viele Medikamente täglich eingenommen werden müssen, kann der Arzt dabei helfen, die Arzneimittel zusammenzufassen. Oft gibt es Kombi-Präparate oder Dosierungen, die die Einnahmezeitpunkte reduzieren.
- Apotheker zu Rate ziehen: Arzneien wie Augentropfen oder Asthmasprays können in der Anwendung schwierig sein und externe Hilfe erfordern. Klappt es mit der Anwendung nicht richtig, kann in den meisten Fällen die Apotheke helfen. Auch ist es bei Problemen möglich, den Arzt um ein Präparat in einer anderen Darreichungsform zu bitten.
Achtung bei Nebenwirkungen
Nicht-mobile oder bettlägerige Pflegebedürftige können nicht selbst in die Apotheke gehen. Pflegende Angehörige sollten deshalb auf mögliche Nebenwirkungen achten. Treten Symptome wie Schwindel, Verwirrtheitszustände, Kopfschmerzen oder ähnlich „untypische“ Anzeichen auf, könnte auch mit den Medikamenten zu tun haben. Wenn Beschwerden neu auftreten sollte deshalb der behandelnde Arzt oder Apotheker informiert werden.
Informationen über Arzneimittel
Ärzte und Apotheken bieten kostenpflichtige Arznei-Checks oder Analysen an, bei denen alle verordneten Medikamente Schritt für Schritt analysiert werden. Diese sollten regelmäßig durchgeführt werden, da am Ende oft eine Korrektur der Therapie möglich ist. Die Medikationsanalyse informiert detailliert über Wirkstoffe, Wirkungsweise, Verabreichung sowie Wechsel- und Nebenwirkungen, sodass auch pflegende Angehörige umfassend Bescheid wissen.
Für die Medikation verantwortliche Angehörige sollten insbesondere wissen
- wie die verordneten Medikamente heißen
- wofür bzw. wogegen sie eingenommen werden müssen
- wann und wie ein Arzneimittel verabreicht werden muss
- welche Symptome auftreten könnten
- wann Arzt oder Apotheker informiert werden müssen
- und woran erkannt werden kann, dass das Medikament nicht oder nicht richtig wirkt
Wenn sich pflegende Angehörige mit den Arzneimitteln auskennen, steht auch dem Medikamentenmanagement nichts mehr entgegen. Im Idealfall setzen sich Familienmitglieder auch mit den Erkrankungen auseinander, von denen Pflegebedürftige betroffen sind. Gerade bei fortschreitenden Krankheiten wie Demenz kann das Wissen darüber, wie typische Krankheitsverläufe aussehen, bei der Betreuung und Versorgung helfen.