Von Multimorbidität wird in der Allgemeinmedizin gesprochen, wenn bei einem Menschen mindestens zwei behandlungsbedürftige Krankheiten gleichzeitig auftreten. Viele Senioren über 65 Jahre sind davon betroffen. Bei einer Multimorbidität können die Erkrankungen aus allen medizinischen Bereichen stammen. Besonders häufig betreffen diese Krankheiten den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur, die Knochen sowie die Psyche. Im Gegensatz zur Multimorbidität ist bei der Komorbidität eine Krankheit vorrangig behandlungsbedürftig und weitere Erkrankungen von Patienten eher zweitrangig. Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Multimorbidität kann herausfordernd sein. Bei der häuslichen Pflege muss darauf darauf geachtet werden, die unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen in die Behandlung und Versorgung mit einzubeziehen.
Das Wichtigste im Überblick
- Multimorbidität beschreibt das gleichzeitige Zusammentreffen von mindestens zwei behandlungsbedürftigen Erkrankungen bei einem Menschen
- Oft sind Senioren von Multimorbidität betroffen
- Pflege und Versorgung von Patienten mit Multimobidität ist besonders herausfordernd
- Zu den Ursachen von Multimorbidität im Alter gehören u.a. normale Alterzungsprozesse
- Der Alltag von multimorbiden Menschen sollte gut geplant und strukturiert werden;
- Insbesondere die Kommunikation mit dem Netzwerk aus Ärzten und Therapeuten sollte im Fokus liegen
- Die Betreuung und Versorgung von multimorbiden Senioren ist herausfordernd und anstrengend, weshalb sich pflegende Angehörige Unterstützung suchen sollten
- Durch einen strukturierten Alltag mit Routinen, Bewegungsangebote, eine gute Ernährung und soziale Kontakte kann die Lebensqualität von multimorbiden Senioren erhalten werden
Typische Krankheitskombinationen bei Senioren
Oft betrifft Multimorbidität Menschen ab einem Alter von 65 Jahren, die besonders häufig von folgenden Erkrankungen betroffen sind:
- Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, arterielle Verschlusskrankheiten wie Thrombosen, Herzinfarkte, Herzinsuffizienz und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schlaganfall und Arteriosklerose
- Diabetes mellitus
- Inkontinenz, Niereninsuffizienz
- hohe Blutfettwerte und andere Stoffwechselkrankheiten
- Arthrose, Osteoporose und andere Muskelkrankheiten oder Skeletterkranungen
- Demenz, Depressionen und psychische Erkrankungen
- Krebs
- Parkinson, Multiple Sklerose und andere neurologische Krankheitsbilder
- Gicht, Rheuma
- Allergien
Warum ist Multimorbidität im Alter so häufig?
Mit zunehmendem Alter treten häufig gleichzeitig verschiedene Erkrankungen auf. Das Phänomen der Multimorbidität kann durch eine komplee Wechselwirkung von verschiedenen Faktoren erklärt werden, die mit dem natürlichen Alterungsprozess einhergehen. Ein wesentlicher Aspekt sind die physiologischen Veränderungen, die der Organismus und insbesondere die Organe im Laufe der Zeit erfahren. Die Leistungsfähigkeit vieler Organe nimmt ab, was sie anfälliger für Krankheiten macht. Die Blutgefäße sind weniger elastisch, was zu Bluthochdruck führen kann. Auch eine verminderte Insulinsensitivität ist typisch für Senioren, was das Risiko für Diabetes Typ 2 ansteigen lässt. Der Abbau von Knochendichte und Muskelmasse erhöht die Wahrscheinlichkeit von Frakturen und Stürzen, was weitere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann.
Zusätzlich spielen Umwelteinflüsse und Lebensstil eine Rolle. Langjährige ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, unausgewogene Ernährung oder Bewegungsmangel begünstigen chronische Krankheiten. Für viele der genannten Erkrankungen ist insbesondere Übergewicht ein Risikofaktor. Hinzu können genetische Faktoren kommen, die die Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheiten erhöhen. Die Diagnose und Therapie von chronischen Erkrankungen können im Alter kompleer ausfallen und weitere Gesundheitsprobleme fördern. Senioren nehmen häufig mehrere Medikamente gleichzeitig ein, was das Risiko von Wechsel- und Nebenwirkungen mit neuen Symptomen und Erkrankungen steigen lässt.
Was bedeutet Multimorbidität für den Alltag?
Der Alltag von Menschen mit Multimorbidität und auch von ihren Angehörigen ist oft von verschiedenen Herausforderungen geprägt. Für die Betroffenen selbst bedeutet das Vorhandensein mehrerer chronischer Erkrankungen in der Regel eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Unterschiedliche Symptome können gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen, was die Bewältigung alltäglicher Aufgaben erschwert. Müdigkeit, Schmerzen, eingeschränkte Mobilität oder kognitive Beeinträchtigungen können die Selbstständigkeit im Haushalt, bei der Körperpflege oder der Teilnahme am sozialen Leben erheblich reduzieren. Die Notwendigkeit, zahlreiche Medikamente einzunehmen, erfordert ein hohes Maß an Organisation und kann durch Nebenwirkungen zusätzlich belasten. Arztbesuche und Therapien beanspruchen Zeit und Energie, die für andere Aktivitäten fehlen. Die psychische Belastung durch die ständige Auseinandersetzung mit Krankheit und Einschränkungen kann zu Angstzuständen und Depressionen führen.
Auch für pflegende Angehörige bringt Multimorbidität im Alltag erhebliche Belastungen mit sich. Die Koordination verschiedener Arzttermine, Therapien und Medikamente für diverse Leiden erfordert Zeit und Organisationstalent. Die Unterstützung bei der Körperpflege, Mobilität und Ernährung kann körperlich anstrengend sein. Oftmals müssen Angehörige ihre eigenen beruflichen und sozialen Aktivitäten einschränken, um die Versorgung sicherzustellen. Die emotionale Belastung durch die Sorge um den nahen Angehörigen und die ständige Konfrontation mit dessen gesundheitlichen Problemen kann sehr hoch sein. Finanzielle Aspekte, beispielsweise durch Verdienstausfall oder Kosten für Medikamente und Hilfsmittel, können zusätzlich belasten. Die Kommunikation mit verschiedenen Gesundheitsdienstleistern und die Navigation durch das Gesundheitssystem erfordern Geduld und Durchsetzungsvermögen. Es besteht die Gefahr der eigenen gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Überlastung und mangelnde Selbstpflege. Die Rolle des pflegenden Angehörigen kann somit zu einer dauerhaften und umfassenden Herausforderung werden, die das eigene Leben stark verändert.
Pflege und Betreuung bei Multimorbidität – worauf Angehörige achten sollten
Die Betreuung älterer Patienten mit Multimorbidität erfordert von Angehörigen besondere Aufmerksamkeit und eine strukturierte Herangehensweise. Eine sorgfältige Pflegeplanung bildet die Grundlage für eine adäquate Versorgung. Sie sollte eine detaillierte Erfassung der bestehenden Erkrankungen, der individuellen Bedürfnisse und der vorhandenen Ressourcen beinhalten. Ziele und Maßnahmen der Pflege müssen realistisch und auf die spezifische Situation des Betroffenen abgestimmt sein. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Pflegeplanung sind besonders wichtig, da sich der Gesundheitszustand multimorbider Senioren rasch verändern kann.
Die Kommunikation mit den behandelnden Ärzten spielt eine zentrale Rolle. Angehörige sollten sicherstellen, dass ein offener und kontinuierlicher Informationsaustausch stattfindet. Es ist ratsam, sich über die einzelnen Erkrankungen, die verordneten Medikamente und die geplanten Therapien umfassend zu informieren. Fragen sollten gezielt formuliert und bei Arztgesprächen gegebenenfalls Notizen angefertigt werden. Für alle Gespräche mit behandelnden Ärzten müssen Schweigepflichtentbindungserklärungen beigebracht werden, wobei unter Umständen auch weitgehende Vollmachten ausreichen können. Die Koordination der verschiedenen Fachärzte und die Vermeidung von Doppeluntersuchungen oder kontraindizierten Behandlungen sind wichtige Aufgaben von pflegenden Angehörigen. Eine strukturierte Medikamentenverwaltung, die Einnahmezeiten und Dosierungen übersichtlich darstellt, trägt zur Sicherheit bei.
Die Unterstützung im Alltag kann je nach Ausprägung der Multimorbidität und den individuellen Fähigkeiten des Betroffenen variieren. Eine stundenweise Betreuung kann eine wertvolle Entlastung für Angehörige darstellen, indem sie beispielsweise bei der Mobilität, der Zubereitung von Mahlzeiten oder bei Arztterminen und in der Freizeit unterstützt. Sie ermöglicht es multimorbiden Patienten und pflegenden Angehörigen, stundenweise Entlastung zu erfahren. Um so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung bleiben zu können, bietet sich eine 24 Stunden Betreuung mit umfassender Versorgung an. Diese kann auch dann notwendig werden, wenn multimorbide Senioren einen hohen Pflegebedarf haben oder die Angehörigen die Betreuung nicht alleine leisten können. Bei der Auswahl einer Betreuung sollten die individuellen Wünsche von Betroffenen. Unabhängig von der gewählten Betreuung ist es wichtig, die Selbstbestimmung von Senioren zu wahren und sie aktiv in Entscheidungen einzubeziehen. Die Einbeziehung einer 24 Stunden Betreuung kann eine wertvolle Unterstützung darstellen und Angehörige entlasten.
Wie kann man die Lebensqualität trotz Multimorbidität erhalten?
Die Erhaltung der Lebensqualität von Senioren mit Multimorbidität erfordert ein ganzheitliches Konzept, das verschiedene Lebensbereiche einbezieht. Ein strukturierter Alltag und fest etablierte Routinen können älteren Menschen Sicherheit und Orientierung bieten. Regelmäßige Mahlzeiten, Schlafzeiten und Aktivitäten helfen, den Tagesablauf vorhersehbar zu gestalten und dadurch Überforderung zu vermeiden. Dies kann sich positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirken und die Selbstständigkeit fördern.
Bewegungsangebote spielen eine entscheidende Rolle für die körperliche und geistige Gesundheit. Angepasste sportliche Aktivitäten, wie Spaziergänge, sanfte Gymnastik oder Sturzprophylaxe-Kurse, können die Mobilität erhalten, die Muskelkraft stärken und das Gleichgewicht multimorbider Patienten verbessern. Bewegung im leichten bis mittleren Anforderungsprofil fördert zudem die Durchblutung, was sich positiv auf die kognitiven Funktionen auswirken und zur Reduktion von Schmerzen beitragen kann.
Die Ernährung ist ein weiterer wichtiger Pfeiler für die Lebensqualität. Eine ausgewogene und altersgerechte Kost, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen ist, kann das Immunsystem stärken und zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen beitragen. Auch hierauf achten die Betreuungskräfte in der 24 Stunden Betreuung, die sowohl die Einkäufe als auch die Zubereitung aller Mahlzeiten übernehmen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ebenfalls essenziell. Bei Bedarf sollte eine Ernährungsberatung in Anspruch genommen werden, um individuelle Bedürfnisse und eventuelle Einschränkungen aufgrund von Erkrankungen zu berücksichtigen.
Soziale Teilhabe ist unerlässlich für das psychische Wohlbefinden älterer Menschen. Regelmäßige Kontakte zu Familie, Freunden und Bekannten beugen Isolation und Einsamkeit vor. Die Teilnahme an sozialen Aktivitäten, wie beispielsweise Treffen in Seniorengruppen, kulturellen Veranstaltungen oder ehrenamtliches Engagement, kann das Gefühl der Zugehörigkeit stärken und neue Lebensfreude vermitteln. In der 24 Stunden Betreuung kann die Betreuungskraft multimorbide Senioren zu solchen Freizeitaktivitäten begleiten und bei der Mobilität unterstützen.
Die Entlastung der pflegenden Angehörigen ist ein weiterer wichtiger Faktor zur Sicherung des Wohlergehens aller Beteiligten. Überlastung kann die physische und psychische Gesundheit der Pflegenden beeinträchtigen und sich indirekt auch negativ auf die Versorgung von Senioren auswirken. Die Inanspruchnahme von professionellen Unterstützungsangeboten, wie beispielsweise stundenweise Betreuung, Tagespflegeeinrichtungen oder eben eine umfassende 24 Stunden Betreuung, kann helfen, Freiräume zu schaffen und die Belastung zu reduzieren. Eine offene Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse und Grenzen ist dabei entscheidend. Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte kann ein Umfeld geschaffen werden, das es älteren Menschen mit Multimorbidität ermöglicht, ein möglichst selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen.
Fazit – Multimorbidität ist eine Herausforderung – aber nicht das Ende der Lebensqualität
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bewältigung von Multimorbidität im Alter eine umfassende und koordinierte Herangehensweise erfordert. Die Berücksichtigung eines strukturierten Alltags, angepasster Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und die Förderung sozialer Teilhabe sind wesentliche Bausteine zur Erhaltung des Lebensstandards Betroffener. Gleichzeitig ist die Entlastung der pflegenden Angehörigen unerlässlich, um eine nachhaltige und würdevolle Versorgung sicherzustellen. Eine sorgfältige Pflegeplanung und eine offene Kommunikation mit den behandelnden Ärzten bilden das Fundament für eine erfolgreiche Bewältigung der komplexen Herausforderungen, die mit Multimorbidität einhergehen. Gerne unterstützt das Team von CareWork & SHD Menschen mit Multimorbidität sowie deren Angehörige. Informieren Sie sich jetzt über die 24 Stunden Betreuung!