Psychische Belastungen durch die Pflege der Eltern

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14.04.2025

Bei der Pflege von älteren Familienmitgliedern können Kinder oder Enkel enorm körperlich und psychisch belastet werden. Dass erwachsene Kinder automatisch kranke und pflegebedürftige Eltern oder Großeltern versorgen, hängt mit der tiefen Verbundenheit zur Familie und der moralischen Prägung zusammen. Manchmal werden Elternteile mit der Zeit hilfsbedürftig, sodass sich die Pflegebedürftigkeit langsam entwickelt. Kinder „rutschen“ dann irgendwie in die Pflegeaufgaben rein, ohne sich irgendwann aktiv dafür entschieden zu haben. Auf der anderen Seite gibt es auch Situationen wie Unfälle, Schlaganfälle, Herzinfarkte oder andere plötzliche Erkrankungen, die unmittelbar mit einer Pflegebedürftigkeit einhergehen. Dann bleibt in der Regel kaum Zeit, um eine Pflege durch Dritte zu organisieren. In Kombination mit Verpflichtungsgefühlen kann es dann dazu kommen, dass Kinder ihre Eltern über viel Jahre pflegen. Oft verschlechtert sich der Gesundheitszustand dann noch mit dem Alter oder aufgrund von Krankheiten, was die Versorgung immer belastender und anspruchsvoller macht. Pflegende Angehörige leiden fast immer unter Dauerstress, der sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Nicht selten gehören Erschöpfungszustände, Depressionen oder sogar ein Burnout zu den Folgen.

Dieser Artikel soll sensibilisieren, damit pflegende Angehörige die Symptome einer Überlastung früh genug erkennen und sich Hilfe und Unterstützung suchen können.

Das Wichtigste im Überblick

  • In Deutschland pflegen 6,6 Millionen Menschen einen oder mehrere Familienangehörige
  • Die häusliche Pflege von Familienmitgliedern kann körperlich und emotional belasten, was insbesondere für die Versorgung von Menschen mit Demenz gilt
  • Pflegende Angehörige sollten zum Schutz ihrer Gesundheit regelmäßige Pausen einlegen, um für Entlastung zu sorgen
  • Für pflegende Angehörige gibt es zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten und praktische Hilfen zur Prävention vor psychischen Beschwerden

Welche gesundheitlichen Risiken haben pflegende Angehörige?

Die psychischen Belastungen, denen pflegende Angehörige ausgesetzt sind, bilden ein komplexes Geflecht aus verschiedenen Faktoren: Im Zentrum steht oft die große Verantwortung, die mit der Pflege einhergeht. Die ständige Sorge um das Wohlbefinden von Elternteilen kann zu einem Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit führen. Hinzu kommt die emotionale Belastung: Das Miterleben des körperlichen und geistigen Verfalls von Mutter oder Vater kann tiefe Trauer und Angst auslösen. Besonders belastend ist die Pflege von Menschen mit Demenz, da hier oft herausforderndes Verhalten und Einschränkungen in der Kommunikation hinzukommen.

Die soziale Isolation, die viele pflegende Angehörige erfahren, verstärkt die psychische Belastung zusätzlich. Durch die zeitintensive Pflege bleibt oft wenig Raum für soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten. Das Gefühl, vom sozialen Leben abgeschnitten zu sein, kann zu Einsamkeit und Depressionen führen. Zu berücksichtigen ist auch der Faktor von chronischem Stress, der durch die ständige Bereitschaft und die hohe Arbeitsbelastung entsteht. Schlafstörungen, Angstzustände und Erschöpfung sind häufige Begleiterscheinungen. Die Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse und die fehlende Möglichkeit zur Erholung können zu einem Burnout führen.

Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Viele pflegende Angehörige reduzieren ihre Arbeitszeit oder geben ihren Beruf sogar auf, was finanzielle Probleme und zusätzliche Stressfaktoren mit sich bringt. Das Gefühl der Überforderung und die Angst, der Situation nicht gewachsen zu sein, können zu einem Teufelskreis aus Stress sowie Erschöpfung führen und letztendlich krank machen. Viele pflegende Töchter haben zusätzlich oft das Problem, selbst kleinere Kinder und eine Familie versorgen zu müssen. Sie fühlen sich hin- und hergerissen und versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen, um sich gleichzeitig auch um die Eltern kümmern zu können.

Wie sich erste Symptome von Überlastung äußern

Die ersten Anzeichen einer psychischen Überlastung bei pflegenden Angehörigen können sich auf vielfältige Weise zeigen: Oft beginnt es mit einer diffusen Unruhe, einem Gefühl der ständigen Anspannung, das sich nicht mehr abschütteln lässt. Betroffene werden zunehmend reizbarer, reagieren schneller aggressiv oder sind emotionaler als sonst. Zu den Begleitsymptomen gehören oft auch Schlafstörungen. Das Gedankenkarussell dreht sich auch in der Nacht weiter, die Sorgen um Pflegebedürftige lassen keinen erholsamen Schlaf zu. Durch diesen Schlafmangel lässt auch die Konzentrationsfähigkeit nach. Aufgaben, die früher mühelos erledigt wurden, fallen nun schwer.

Ein weiteres Warnsignal ist der Rückzug aus dem sozialen Leben. Treffen mit Freunden werden abgesagt und Hobbys vernachlässigt. Pflegende Angehörige isolieren sich zunehmend, da sie sich überfordert fühlen oder keine Kraft mehr für soziale Kontakte haben. Hinzu kommen körperliche Beschwerden, die auf eine psychische Überlastung hinweisen können. Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Herzrasen sind mögliche Anzeichen einer Überlastung. Betroffene fühlen sich ständig müde und erschöpft, selbst nach ausreichend Schlaf.

Das Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung nimmt zu. Pflegende Angehörige haben das Gefühl, der Situation nicht mehr gewachsen zu sein, und entwickeln Zukunftsängste. Sie fühlen sich allein gelassen und unverstanden, was im Laufe der Zeit zu einer gefährlichen Abwärtsspirale führen kann.

Wie können pflegende Angehörige für psychische Entlastung sorgen?

Um der psychischen Belastung entgegenzuwirken, ist es für pflegende Angehörige wichtig, dass sie Strategien zur Entlastung zu entwickeln und als aktive Entscheidung auch umzusetzen. Sie müssen ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sich ganz bewusst Auszeiten gönnen. Dies kann bedeuten, regelmäßige Pausen von Mutter oder Vater einzulegen, in denen man sich entspannt, einem Hobby nachgeht oder einfach nur zur Ruhe kommt. Auch der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann hilfreich sein. Das Gefühl, mit seinen Sorgen und Erfahrungen nicht allein zu sein, wirkt entlastend wirken und eröffnet neue Perspektiven und Beziehungen. Nicht zuletzt kann professionelle Unterstützung durch Beratungsstellen oder Psychotherapeuten in Anspruch genommen werden, um Strategien zur Stressbewältigung zu erlernen und die eigene psychische Gesundheit zu stärken.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Organisation der Pflege. Das Einbeziehen anderer Familienmitglieder oder von Freunden, die Unterstützung anbieten, kann die große Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und so die Belastung reduzieren. Auch die Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten wie Tagespflege, Kurzzeitpflege oder stundenweise Betreuung kann helfen, Freiräume zu schaffen und neue Kraft zu tanken. Darüber hinaus ist es wichtig, auf die eigenen Ressourcen zu achten. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf tragen dazu bei, die körperliche und psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden.

Letztendlich ist es entscheidend, sich selbst nicht zu überfordern und realistische Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit zu haben. Es ist in Ordnung, Hilfe anzunehmen und sich einzugestehen, dass man nicht alles allein schaffen kann. Die Pflege eines Angehörigen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Kraft kostet. Umso wichtiger ist es, gut für sich selbst zu sorgen und die eigene psychische Gesundheit nicht aus den Augen zu verlieren.

Körperliche Übungen machen fit für den Pflegealltag

Die mit der Pflege verbundene körperliche Überforderung resultiert häufig aus physischen Anstrengungen wie Heben, Bücken und einseitigen, kraftaufwendigen Bewegungen. Insbesondere bei nächtlicher Pflege kann die gestörte Nachtruhe zu körperlichen Beschwerden führen. Regelmäßige Bewegung, wie leichtes Kraft- und Ausdauertraining, trägt zur Erhaltung von Muskel- und Gelenkgeschmeidigkeit bei. Die Korrektur der Körperhaltung beugt Muskelverhärtungen bei einseitiger Belastung vor. Bei bereits vorhandenen Muskelverspannungen können Massagen Entspannung und Linderung bewirken. Pflegekurse, die Informationen zum korrekten Anheben, Umlagern und Mobilisieren vermitteln, werden speziell für pflegende Angehörige angeboten. Ergänzend stehen kostenlose Pflegeschulungen nach § 45 SGB XI zur Verfügung, die von den Pflegekassen angeboten werden. Diese Kurse vermitteln pflegenden Angehörigen, wie sie physischen und mentalen Beeinträchtigungen vorbeugen oder bewältigen können.

 

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige

Die häusliche Pflege eines älteren Elternteils stellt eine anspruchsvolle und emotional belastende Aufgabe dar. Oftmals unterschätzen Familienmitglieder zu Beginn den Aufwand, der mit der Versorgung eines Pflegebedürftigen verbunden ist. Mit fortschreitender Erkrankung nehmen die Aufgaben zu, während die Zeit für eigene Bedürfnisse abnimmt. Nicht selten erkennen pflegende Angehörige erst spät ihre Überlastung, oft erst dann, wenn die Erschöpfung zu eigenen gesundheitlichen Problemen führt. In solchen Fällen kann eine Kur oder Reha, die über den Hausarzt und die Rentenversicherung beantragt wird, notwendig sein. Für die Dauer dieser Maßnahmen stehen verschiedene Entlastungsangebote zur Verfügung.

Die Kurzzeitpflege ermöglicht bei Pflegegrad 2 und höher eine vorübergehende stationäre Versorgung für bis zu acht Wochen im Jahr, beispielsweise bei Urlaub oder Krankheit der Pflegeperson. Die Pflegekasse beteiligt sich mit bis zu 1.854 € jährlich an den Kosten, während das Pflegegeld zur Hälfte weitergezahlt wird. Diese Option eignet sich auch bei vorübergehend erhöhtem Pflegebedarf, etwa nach einem Krankenhausaufenthalt. Die Verhinderungspflege greift, wenn die private Pflegeperson Urlaub macht, erkrankt oder anderweitig verhindert ist. Bei Pflegegrad 2 und höher übernimmt die Pflegeversicherung für maximal sechs Wochen im Jahr die Kosten für eine Ersatzpflege durch Angehörige, Ehrenamtliche oder ambulante Pflegedienste bis zu 1.685 €. Auch hier wird das Pflegegeld zur Hälfte weitergezahlt. Ab Juli 2025 steht für beide Versorgungsarten sogar ein gemeinsames Jahresbudget von bis zu 3.539 € zur Verfügung.

Die stundenweise Betreuung  bietet geschulte Betreuungskräfte für Senioren und Pflegebedürftige. Die stundenweise Betreuung kann für wenige Stunden pro Woche, täglich oder sporadisch in Anspruch genommen werden und umfasst Hilfe im Haushalt, Begleitung im Alltag und Freizeitgestaltung. Bei entsprechender Zulassung, also beispielsweise beim Angebot von CareWork & SHD,  können die Kosten über den monatlichen Entlastungsbetrag von bis zu 131 € abgerechnet werden. Wenn mehr Unterstützung notwendig ist, kann die 24 Stunden Betreuung eine wertvolle Alternative darstellen, die pflegende Angehörige von naheztu allen belastenden Pflegeaufgaben befreit. Die 24-Stunden-Betreuung, offiziell als „Betreuung in häuslicher Gemeinschaft“ bezeichnet, ermöglicht den Einzug einer Betreuungskraft in den Haushalt des Pflegebedürftigen. Diese übernimmt Aufgaben im Haushalt, in der Grundpflege und im Alltag, wodurch die ganze Familie entlastet wird. Die 24-Stunden-Betreuung kann bei Bedarf mit einem ambulanten Pflegedienst kombiniert werden und trägt dazu bei, einen Umzug ins Pflegeheim zu vermeiden.

Fazit: die eigene Gesundheit nicht gefährden!

Die Pflege der Eltern stellt pflegende Kinder vor vielschichtige Herausforderungen. Zu Beginn ist der tatsächliche Pflegeaufwand und die dafür benötigte körperliche und psychische Kraft oft nicht vollständig abzuschätzen. In die Versorgung der Eltern eingebundene Kinder neigen zur Selbstüberschätzung und vernachlässigen im Pflegealltag ihre eigene Gesundheit. Eine adäquate Betreuung und Versorgung ist jedoch nur dann gewährleistet, wenn Pflegende selbst gesund und ausgeglichen sind. Um Belastungen zu vermeiden und Entlastung zu erfahren, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Sollte die Pflegesituation dennoch zu psychischen oder physischen Erkrankungen führen, ist ein alternatives Versorgungskonzept erforderlich. Im häuslichen Umfeld bietet sich die 24-Stunden-Betreuung an, bei der eine Betreuungskraft mit im Haushalt der pflegebedürftigen Eltern wohnt. Die Betreuerin übernimmt Aufgaben wie Wohnungsreinigung, Mahlzeitenzubereitung und Unterstützung bei der Körperpflege, um das Wohlbefinden der Eltern zu Hause zu gewährleisten. Bei Bedarf an medizinischer Behandlungspflege kann die 24-Stunden-Betreuung mit einem ambulanten Pflegedienst kombiniert werden, wodurch die Notwendigkeit einer Unterbringung in einem Pflegeheim seltener entsteht.

Informieren Sie sich über die weiteren Vorteile der 24 Stunden Betreuung und besuchen das Team von CareWork & SHD online!

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