Angst ist zunächst nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil bewahrt uns das Angstgefühl häufig vor Unfällen oder schwierigen Situationen. Diese Schutzfunktion hat schon Überleben gesichert. Allerdings können übermäßige Ängste auch zu einer Angststörung führen.
Angststörungen gehören zu den weit verbreiteten psychischen Erkrankungen. Unterschieden wird dabei zwischen generalisierten Angststörungen, Panikstörungen und sozialen Phobien. Bei allen drei Störungen fühlen Betroffene so viel Angst, dass ihr persönliches, soziales, familiäres oder berufliches Leben davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Über das Angstgefühl hinaus kommen auch körperliche Symptome hinzu. Dennoch lassen sich viele Angststörungen mit Antidepressiva und mit Psychotherapie behandeln.
Was ist eine Angststörung?
Angst ist eine normale Reaktion auf bedrohlich wirkende Situationen. Durch das Angstgefühl wird der Körper für eine Flucht oder einen Kampf aktiviert. Ängste sorgen dafür, dass wir vorsichtig und aufmerksam sind oder Gefahren direkt vermeiden. Angst an sich ist also sinnvoll.
Bei einer Angststörung ist die Angstreaktion im Verhältnis zur Situation unangemessen. Betroffene haben oft enorm starke Angst, schätzen Risiken falsch ein oder fühlen Angst sogar ohne einen Auslöser. Die Abgrenzung zwischen normaler Angst und Angststörung ist schwierig. Angsterkrankungen können die Lebensqualität stark einschränken.
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen, von denen ein Viertel aller Menschen im Laufe ihres Lebens betroffen sind. Warum sich Angststörungen entwickeln, konnte bislang nicht genau geklärt werden. Es wird davon ausgegangen, dass folgende Faktoren daran beteiligt sein können:
- Belastende Ereignisse wie Trennungen, Scheidungen, Tod von Nahestehenden, Krankheiten, Alkoholmissbrauch
- Abweisender oder überbehüteter Erziehungsstil
- Frauen erkranken häufiger, was mit unterschiedlichen Rollenbildern und Erfahrungen zu tun haben kann
- Überhöhte Erwartungen an sich selbst, Katastrophenphantasien, negatives Selbstbild
Zu den Anzeichen einer Angststörung zählen in erster Linie übermäßige Angstgefühle. Betroffene sind unruhig, nervös, angespannt, reizbar und erwarten eine bedrohliche Gefahr. Sie neigen oft zum Grübeln, können sich schlecht konzentrieren oder ihre Sorgen kontrollieren. Das alles führt dazu, dass angstauslösende Situationen vermieden werden. Und wenn dies nicht geht, wird häufig eine Vertrauensperson zur Begleitung hinzugebeten.
Bei ausgeprägten Angststörungen sind die Symptome schwerwiegend und beeinträchtigen das normale Leben. Zusätzlich können folgende körperliche Symptome hinzukommen:
- Herzrasen, Herzklopfen
- Beben, Zittern
- trockener Mund
- Hitze, Schwitzen, Kälteschauer
- Erstickungsgefühl, Atemnot, Enge im Hals
- Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit
- Benommenheit, Schwindel
- Kribbel- und Taubheitsgefühle
- Schlafprobleme
- Erröten
- Harndrang
Arten von Angststörungen
Angststörungen werden wie folgt unterschieden:
Panikstörung
Betroffene bekommen plötzlich zeitlich begrenzte Panikattacken, die in der Regel innerhalb einer Stunde wieder abnehmen. Eine Panikattacke tritt aus heiterem Himmel mit Angstgefühlen, Befürchtungen und körperlichen Symptomen auf. Es kann zu Sterbensangst, Ohnmachtsangst oder Angst vor Kontrollverlust kommen. Panikattacken können auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie der Agoraphobie vorkommen.
Platzangst bzw. Agoraphobie
Platzangst tritt in Situationen auf, in denen keine Hilfe verfügbar oder Flucht möglich ist. Agoraphobie kann also in Fahrstühlen, Verkehrsmitteln, Warteschlangen oder Menschenmengen auftreten. Betroffene fürchten, eine Panikattacke zu bekommen oder in Ohnmacht zu fallen.
Generalisierte Angststörung
Bei einer generalisierten Angststörungen leiden Betroffene kontinuierlich unter Anspannung und Besorgtheit. Die Angstgefühle beziehen sich auch auf den Alltag. Die Symptome treten als unterschwelliger Dauerzustand auf.
Soziale Phobie, soziale Angststörung
Betroffene mit einer sozialen Phobie befürchten, dass sie in bestimmten Situationen Angstsymptome oder Verhaltensweisen zeigen, die von anderen Menschen abgelehnt oder negativ bewertet werden. Das können beispielsweise Veranstaltungen, Behördengänge, Arztbesuche oder Gespräche sein.
Spezifische Phobie
Eine spezifische Phobie bezieht sich auf bestimmte Objekte oder Situationen. Oft geht es dabei um Spinnen, um Flüge mit dem Flugzeug oder um Höhen.
Wann zum Arzt?
Der Besuch beim Arzt sollte spätestens dann erfolgen, wenn die Ängste das Leben negativ beeinflussen. Wer zu einem Großteil des Tages über seine Ängste nachdenkt und sich in Bewegungsfreiheit und Lebensqualität eingeschränkt fühlt, sollte einen Arzttermin vereinbaren. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Ängste Depressionen oder sogar Suizidgedanken auslösen.
Eine Therapie ist auch dann notwendig, wenn die Ängste auf eigene Faust mit Drogen oder Medikamenten bekämpft werden oder Partnerschaft und Beruf gefährdet sind. Angststörungen verschwinden nur selten von allein.
Zunächst sollte der Hausarzt konsultiert werden, der an Psychologen oder Psychotherapeuten überweisen kann. Für eine Diagnose sind ehrliche Gespräche mit dem Arzt oder Therapeuten notwendig, wobei auch körperliche Untersuchungen in Betracht kommen.
Wie werden Angststörungen behandelt?
Die positive Nachricht ist, dass sich Angststörungen in der Regel gut behandeln lassen. In Betracht kommen Medikamente und Psychotherapien. Bei der Psychotherapie wird auf Methoden wie die kognitive Verhaltenstherapie gesetzt, in der durch die Erprobung von neuen Verhaltensweisen das Vermeidungsverhalten abgebaut wird. Aber auch systemische Therapien oder psychodynamische Methoden werden bei Angststörungen angewendet.
Zur Behandlung von Angststörungen werden Medikamente wie Antidepressiva eingesetzt, die sorgfältig vom Arzt ausgewählt und verordnet werden müssen.
Ergänzend sollten Betroffene und Gefährdete durch Sport und körperliche Aktivitäten und Entspannungstechniken einer Angststörung vorbeugen. Es hilft auch, sich schrittweise und vorsichtig angstauslösenden Situationen zu stellen. Dieses „Üben“ kann helfen, Ängste abzubauen.