Liebe Leserinnen und Leser!
Manchmal äußert sich eine Krankheit nicht nur durch körperliche Symptome, sondern ist auch Ursache für ein verändertes Verhalten. Sehr häufig betrifft das Menschen, die unter einer Demenz leiden. Weit verbreitet sind Wesensveränderungen beispielsweise bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Alzheimer Erkrankung. Trotz fürsorglicher Betreuung und Versorgung können Menschen mit Alzheimer misstrauisch oder sogar aggressiv werden. Für betreuende Angehörige ist das natürlich eine sehr große Belastung. Sie empfinden viele Äußerungen als abwertend oder als persönlichen Angriff. Dabei sind Schimpftiraden und Wutanfälle in nahezu allen Fällen ein Ausdruck von Überforderung, Hilflosigkeit und Frust. Es hilft also enorm, wenn Sie dies auch so betrachten und nicht als Böswilligkeit einschätzen.
Typische Verhaltensveränderungen
bei Alzheimer und Demenz
Bei Demenzerkrankungen wie der Alzheimer Krankheit gehen nicht nur kognitive Fähigkeiten wie das Gedächtnis, das Ausdrucksvermögen, die Urteilsfähigkeit oder der Orientierungssinn verloren. Auch das persönliche Verhalten des Kranken verändert sich. Aus ursprünglich selbstbewussten und ausgeglichenen Menschen können ängstliche, launische oder besonders misstrauische Personen werden.
Besonders schlimm wird es für pflegende Angehörige, wenn sie immer wieder mit falschen Anschuldigungen konfrontiert werden – etwa für Kleinigkeiten, weil die Brille oder die Geldbörse einfach nicht auffindbar ist. Diese Anschuldigungen werden aus reinem Selbstschutz geäußert und richten sich nicht gegen die Angehörigen selbst. Menschen mit Demenz müssen damit klar kommen, dass sie nach und nach ihre kognitiven Fähigkeiten verlieren. Das macht Angst und frustriert enorm. In klaren Momenten wissen Demente nämlich, was ihnen durch die Krankheit verloren geht. Häufig wissen Erkrankte sich dann nicht anders zu helfen, als ihre eigenen Defizite auf andere zu schieben. Die Frustration kann so ausgeprägt sein, dass es zu Aggressionen und sogar Gewaltausbrüchen kommt.
Besser ignorieren statt diskutieren
Auch wenn die Anschuldigungen absurd und verletzend sind, sollten Sie nicht mit den Erkrankten diskutieren. Es ist besser, die Vorwürfe zu ignorieren und einen pragmatischen Mittelweg zu wählen. Häufig genügt es schon, den an Alzheimer erkrankten Menschen im Falle von beginnenden Streitigkeiten abzulenken oder sich selbst der Situation zu entziehen, bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Kommt es zu einem Gewaltausbruch, müssen Sie als Betreuende und Pflegende jedoch mit dem richtigen Maß an Bestimmtheit auftreten und dem Kranken Grenzen setzen.
Die komplexen Folgen von Demenzerkrankungen können daher sehr belasten. Um diesen gewachsen zu sein, sollten pflegende Familienmitglieder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zu den Angeboten gehören Betreuungsgruppen, die Sie regelmäßig besuchen können, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen oder eine Betreuungs- bzw. Pflegekraft, die eine stundenweise Betreuung übernimmt. Zusätzlich können Sie auch den behandelnden Arzt ansprechen, wenn körperliche Auseinandersetzungen und Wutanfälle zunehmen. Dieser kann Medikamente verschreiben, die bei Demenz nicht nur die kognitiven Fähigkeiten verbessern, sondern auch unkontrollierte Gefühlsausbrüche und Stimmungsschwankungen lindern. Da Medikamente jedoch auch immer das Risiko von Nebenwirkungen bergen, sollte dies nur bei ausgeprägten Aggressionszuständen in Betracht gezogen werden.
Wichtig: Würdevoller Umgang
Alles, was bei einem Menschen mit Alzheimer zu Frust und Unsicherheit führen könnte, sollte möglichst vermieden werden. Auch wenn das Verhalten des Dementen in Teilen dem eines Kindes ähnelt, sollten Sie ihn oder sie nicht wie ein solches behandeln. Während Kinder ihre sozialen und geistigen Fähigkeiten während des Wachstums erweitern, verlieren Demenzkranke ihre Kompetenzen nach und nach. Erziehungsversuche und belehrende Gespräche sind daher sinnlos und führen dem Kranken nur noch mehr vor Augen, welche Defizite er hat.
Demenzkranken bringt es weitaus mehr, wenn sie in den noch verbliebenen Fähigkeiten bestärkt und aktiv in den Alltag eingebunden werden. Es gibt schließlich jedem alten oder kranken Menschen ein gutes Gefühl, wenn einfache Hausarbeiten wie etwa Staubwischen oder Abtrocknen noch selbst vorgenommen werden können. Sie freuen sich, wenn sie noch „gebraucht“ werden. Gemeinsame Aktivitäten wie Basteln, Spazierengehen oder Singen sowie eine durchdachte Tagesroutine mit festen Abläufen verleihen Geborgenheit und Sicherheit. Statt viel Lärm durch viele Menschen, laute Musik und eine Reizüberflutung durch Medien profitieren Menschen mit Alzheimer eher von einer ruhigen und liebevollen Atmosphäre in ihrem Umfeld.
Um Aggressionen vorzubeugen oder sie zu umgehen ist es letztendlich hilfreich, einem an Demenz erkrankten Menschen immer mit Respekt und Würde zu begegnen. Nach diesen Grundvoraussetzungen wird im Übrigen auch in der 24 Stunden Betreuung gearbeitet, die viele an Alzheimer oder Demenz erkrankte Menschen versorgt und so die Angehörigen entlastet.
Bis zum nächsten Mal – und bleiben Sie wohlauf!
Bildquellennachweis: Rico Kühnel/pixelio.de