Alkoholsucht im Alter – Was tun?

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22. Dezember 2023
Alkoholsucht im Alter

Eine Flasche Bier beim Fernsehen oder das Glas Wein zum Essen gehört bei vielen Menschen zu den Gewohnheiten, die selten hinterfragt werden. Jedoch konsumieren in Deutschland etwa 12 % der Frauen und knapp 18 % der Männer über 65 Jahre zu viel Alkohol, also in gesundheitlich bedenklichen Mengen. Gewohnheit, Einsamkeit, Trauer – es gibt viele Gründe und Lebensumstände, warum Senioren häufiger Alkohol trinken. Dabei birgt der übermäßige Konsum gerade für ältere Menschen Risiken:

  • Alkohol wird im Alter schlechter vertragen
  • Alkoholabhängigkeit entwickelt sich schleichend
  • Auswirkungen von Alkohol können mit Altersbeschwerden verwechselt werden

Die Gewohnheit, bei bestimmten Anlässen oder in Gesellschaft alkoholische Getränke zu sich zu nehmen, ist weit verbreitet. Diese Gepflogenheiten können gefährlich werden, wenn sich die Umstände verändern. Ab einem Alter von 65 Jahren rücken Ereignisse wie der Eintritt in den Ruhestand, alterstypische Zipperlein oder sogar Erkrankungen sowie leider auch der Verlust von nahen Angehörigen immer näher. Viele derartige Ereignisse bedeuten herausfordernde Einschnitte im Leben von Senioren und werden als Gründe angeführt, vermehrt zu Alkohol zu greifen. Trotz alledem ist Alkohol noch immer ein gesundheitsschädliches und oft unterschätztes Suchtmittel, das im fortgeschrittenen Alter zusätzlich auch noch schlechter vertragen wird.
Schwierig wird es dann, wenn jemand immer häufiger oder mehr trinkt und die Gedanken um Alkohol kreisen. Die Gefahr, alkoholabhängig zu werden, steigt dann, wenn durch Alkohol Emotionen wie Trauer, fehlende Zuneigung, mangelnde Anerkennung oder Einsamkeit betäubt werden sollen. So entwickelt sich aus einer liebgewonnenen Routine aus der Vergangenheit in Form eines schleichenden Prozesses eine Alkoholabhängigkeit.

 

Mögliche Auswirkungen von Alkohol im Alter

Immer mehr Senioren trinken zu viel Alkohol, wobei natürlich nicht alle alkoholabhängig sind. Dennoch verträgt der Körper im fortgeschrittenen Alter weniger Alkohol. Mit der Zeit sinkt der Wassergehalt in den Körperzellen, weshalb der Alkoholgehalt im Blut schneller ansteigt. Auch die Leber braucht im Alter deutlich länger für die Entgiftung. Dies, zumal die Leber häufig nicht nur Alkohol abbauen muss, sondern auch verschiedene Medikamente.

Ungesunder Alkoholkonsum im Alter kann sowohl psychische als auch körperliche Auswirkungen haben.

Besondere Vorsicht im Umgang mit Alkohol ist geboten, wenn regelmäßig Arzneien und Medikamente eingenommen werden:

  • Alkohol kann die Wirkung von Medikamenten verringern oder auch aufheben.
  • Alkohol kann sowohl bei verschreibungspflichtigen Arzneien als auch bei freiverkäuflichen Medikamenten zu gefährlichen Wechselwirkungen führen.

Aus diesen Gründen wird bei der Einnahme von Medikamenten empfohlen, vollständig auf Alkohol zu verzichten.

 

Ab wann ist Alkoholkonsum im Alter riskant?

Ein deutliches Warnzeichen für eine Alkoholabhängigkeit ist, wenn sich die Gedanken vermehrt um Alkohol drehen oder aber der Konsum ansteigt.

Es gibt verschiedene Stufen beim Alkoholkonsum, die einen riskanten Konsum von einem schädlichen Gebrauch oder einer Alkoholabhängigkeit unterscheiden:

  • Von einem riskanten Alkoholkonsum wird gesprochen, wenn die konsumierten Mengen zu psychischen und körperlichen Problemen führen können. Für beide Geschlechter gibt es hier nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) klare Grenzen – für Frauen gelten mehr als 20 Gramm Alkohol pro Tag (Beispiel: 0,5 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein) und für Männer mehr als 30 Gramm Alkohol pro Tag als riskant. Nach aktuelleren Erkenntnissen sind die unschädlichen Mengen pro Tag sogar deutlich niedriger anzusetzen. Experten empfehlen, zur Prävention mindestens ein bis zwei Tage in der Woche auf Alkohol zu verzichten.
  • Hat der Alkoholkonsum bereits nachweislich die Gesundheit beeinträchtigt, wird von einem schädlichen Gebrauch ausgegangen. Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen zählen beispielsweise Leberschädigungen oder depressive Verstimmungen.
  • Eine Alkoholabhängigkeit besteht dann, wenn der Alkohol das Leben bestimmt. Es geht hierbei nicht um die höhere Alkoholmenge selbst, sondern eher um die Macht, die Alkohol über das alltägliche Leben einnimmt.

Ob und wann Senioren auf Alkohol verzichten oder aber den Konsum einschränken sollten, hängt von körperlichen, psychischen und sozialen Konsequenzen des Konsums ab.

 

Woran erkennt man eine Alkoholsucht im Alter?

Es ist nicht leicht, eine Alkoholabhängigkeit frühzeitig zu erkennen, da der Übergang zu einem höheren und damit riskanten Konsum oft fließend erfolgt. Bei einer Alkoholabhängigkeit geht es nicht um die konsumierte Alkoholmenge. Alkoholabhängig ist, wer nicht mehr in der Lage ist, seinen Alkoholkonsum zu steuer. Es gibt Alkoholabhängige, die zeitweise abstinent leben. Andere Alkoholiker können hingegen den täglichen Konsum kontrollieren, aber dafür nicht tageweise auf Alkohol verzichten. Sie benötigen einen konstanten Pegel.

Kennzeichnend für eine Alkoholkrankheit im Alter ist ein fortschreitender Kontrollverlust über das Trinkverhalten bis hin zu einem zwanghaften Konsum. Das Leben wird durch Beschaffung und Konsum von Alkohol bestimmt. Dafür werden frühere Interessen vernachlässigt und das Suchtverhalten gegenüber Angehörigen und Freunden verleugnet. Bei Abstinenz oder reduziertem Konsum können Entzugserscheinungen auftreten. Beobachtet wurden auch Veränderungen in der Persönlichkeit sowie eine erhöhte Toleranz bzw. Trinkfestigkeit.

Schwierig ist, dass ein ausgeprägter Alkoholmissbrauch oder eine Abhängigkeit im Alter mit Symptomen einhergehen kann, die typischen Alterserscheinungen ähneln. Häufige Stürze, Fehlernährung oder Blaseninkontinenz können sowohl Alterssymptome darstellen als auch auf Alkoholprobleme hindeuten. Darüber hinaus machen sich bei Alkoholmissbrauch häufig psychische Veränderungen wie

  • Verwirrtheit
  • geringe kognitive Leistungsfähigkeit
  • Interessen- und Motivationslosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Reizbarkeit
  • Regelverstöße und Verhaltensauffälligkeiten

bemerkbar. Diese können altersbedingt auftreten, aber auch Hinweise für Abhängigkeit oder Entzug sein.

 

Alkohol + Demenz = Alkoholdemenz?

Die Kombination aus Alkohol und Demenz hat in der Gesellschaft zu vielen Halbwahrheiten geführt. Weit verbreitet ist die Annahme, dass ein Glas Rotwein am Tag einer Alzheimer-Krankheit vorbeugen kann und bei jedem Vollrausch etwa 10.000 Hirnzellen in Verlust gehen. Die kognitive Leistungsfähigkeit kann sich nach jedem Alkoholrausch regenerieren. Das bedeutet aber nicht, dass das Gehirn dabei keinen Schaden nimmt. Ganz im Gegenteil führt regelmäßiger und exzessiver Alkoholkonsum auf lange Sicht zu erheblichen Hirnschäden und fatalen Folgen. Die Symptome, die sich nach einem langjährigen Alkoholmissbrauch bemerkbar machen, ähneln den Symptomen einer Demenz oder Alzheimer-Krankheit.

Chronische Alkoholiker leiden häufig unter Amnesien. Sie vergessen alte Inhalte oder können sich neue Dinge nicht merken. Wegen dieser Amnesien beginnen viele Betroffene zu konfabulieren, füllen ihre Gedächtnislücken also einfach mit frei erfundenen Inhalten auf. Die mit dem jahrelangen Alkoholmissbrauch einhergehenden Beeinträchtigungen führen letztendlich auch zu einer zeitlichen und situativen Orientierungslosigkeit, was auch für Alzheimer-Patienten typisch ist. Auch sind viele wegen der organischen Gehirndegeneration von Veränderungen in der Persönlichkeit, Gefühlsschwankungen, Antriebsarmut und Müdigkeit betroffen.

Diese auch Alkoholdemenz genannten Entwicklungen treten erst nach vielen Jahrzehnten auf. Alkohol wirkt sich nicht nur auf das Gehirn aus, sondern auch auf die Nerven. Nervenverbindungen lösen sich, was zu Rückbildungen in den Zellen führt. Die gute Nachricht lautet, dass sich eine völlige Alkoholabstinenz auch noch nach Auftreten der ersten Symptome positiv auswirken kann. Sind die Hirnschäden noch nicht so weit fortgeschritten, kann die Merkfähigkeit auch bei Alkoholdemenz wieder gesteigert werden. Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit kann sich eine Alkoholdemenz je nach Ausprägung in Teilen selbst regenerieren.

 

Alkoholkranker Angehöriger – wie soll man sich verhalten?

Wenn der Verdacht besteht, dass ein Angehöriger ein Alkoholproblem haben könnte, sollte dieses empfindliche Thema besonders behutsam angesprochen werden. Angehörigen wird folgendes empfohlen:

  • ein Vier-Augen-Gespräch suchen, in dem aus Sorge um die Gesundheit die Beobachtungen zum Trinkverhalten thematisiert und Hilfsangebote unterbreitet werden.
  • auf professionelle Gesprächsangebote durch Suchtberatungsstellen oder Ärzte zum Thema verweisen und Begleitung anbieten.
  • selbst ein abstinentes Verhalten in Gesellschaft von Betroffenen an den Tag legen und niemanden zum Trinken animieren.
  • sich mit Fachstellen zur Suchtberatung in Verbindung setzen, die auch Hilfen für Angehörige anbieten.

 

Tipps für weniger Alkohol im Alter

Noch immer ist Alkohol ein fest verankerter Bestandteil der Gesellschaft. Es fällt schwer, sich beispielsweise auf Festen oder besonderen Anlässen dem Trinken zu entziehen. Allerdings lohnt sich die Abstinenz auch noch im Alter. Folgende Tipps können dabei helfen, gesünder zu leben und eine Alkoholabhängigkeit vorzubeugen:

  • Alte Gewohnheiten durchbrechen: Zum Fernsehabend gibt es ein alkoholfreies Bier statt ein alkoholhaltiges Getränk.
  • Immer erst etwas ohne Alkohol: Auch in Gaststätten oder auf Feiern sollte zur Prävention zunächst immer erst ein alkoholfreies Getränk getrunken werden, damit der Durst gelöscht wird.
  • Alkoholfreie Getränke probieren: Viele alkoholischen Getränke werden in einer alkoholfreien Variante angeboten, die getestet werden sollten.
  • Mechanismen unterbrechen: Nicht automatisch mit „Ja!“ antworten, wenn ein alkoholisches Getränk angeboten wird.
  • Ablenkung: Wenn Lust nach Alkohol verspürt wird, sollte als Ablenkung ein Spaziergang unternommen oder ein Hobby ausgeführt werden.
  • Aktivitäten: Wer in seiner Freizeit aktiv ist und Sport treibt, Freunde trifft oder Gesellschaftsspiele spielt, lenkt den Fokus auf positive Dinge und bleibt fit.
  • Abstinenz/Fasten: Der Verzicht auf Alkohol sollte ausprobiert und bewusst erspürt werden, um zu prüfen, ob man sich fitter und gesünder fühlt. Unterstützt werden kann dies durch Fastenaktionen, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch online angeboten werden.

 

Alkoholkrankheit im Alter behandeln

Es kann nur angeraten werden, den Alkoholkonsum im Alter einzuschränken. Wer weniger Alkohol konsumiert, fühlt sich meistens geistig und körperlich besser. Eine Verbesserung ist oft auch in Bezug auf erhöhte Leberwerte sowie Stoffwechsel- und Verdauungsstörungen zu bemerken. Fällt das Aufhören schwer oder steht sogar eine Abhängigkeit im Raum, benötigen Betroffene Hilfe.

Sowohl der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. als auch die BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  bieten kostenfreie persönliche, telefonische und schriftliche Beratungen an. Bei diesen Anlaufstellen kann im ersten Schritt geklärt werden, ob ein riskantes Trinkverhalten vorliegt. Ein guter Ansprechpartner ist im Übrigen auch der Hausarzt.

Ärzte und Fachberatungsstellen können bei einer Alkoholkrankheit im Alter an weitere stationäre oder ambulante Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten verweisen; beispielsweise auf Entzugskliniken oder Psychotherapeuten. Die umgangssprachlich auch „Entzug“ genannte Entwöhnungstherapie hat bei älteren Menschen die gleichen Erfolgschancen wie bei jungen Menschen. Ein Aufenthalt in einer Suchtklinik nimmt mindestens 15 Wochen in Anspruch. Während dieser Zeit lernt das Gehirn mittels Gedächtnistraining, ohne Alkohol als Problemloser klarzukommen. In der Therapie lernen Betroffene, Gefühle wie Ärger, Trauer, Freude oder Wut ohne Alkohol zu verarbeiten.

Nach vorherrschender Meinung dürfen süchtige Menschen nie wieder Alkohol trinken, um keinen Rückfall zu erleiden. Viele Abhängige „schaffen“ diese Abstinenz jedoch nicht. Für diese Betroffenen kommt als Alternative das kontrollierte Trinken in Betracht. Hierbei wird versucht, den Alkoholkonsum zu reduzieren und auch nicht jeden Tag Alkohol zu trinken. Unterstützt wird diese Therapieform durch verhaltenstherapeutische Programme und das Führen eines Tagebuchs.

In Deutschland gibt es ein gut verzweigtes Netzwerk für Alkoholabhängige. In fast jeder Stadt oder Gemeinde gibt es professionelle Hilfsangebote, Beratungszentren und Ansprechpartner in Krankenhäusern. Die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) bietet eine Übersichtsseite über alle Anlaufstellen an, die wertvolle Informationen für Betroffene und Angehörige bereithält. Zusätzlich können auch Motivations- und Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder das Blaue Kreuz dabei helfen, mit dem Trinken aufzuhören und abstinent zu bleiben.

 

Hilfe & Unterstützung annehmen

Betroffenen fällt die Feststellung, dass sie ein Alkoholproblem haben, nicht leicht. Über diesen wichtigen Schritt hinaus ist es notwendig, dass Betroffene und auch Angehörige Hilfsangebote annehmen. Je nach Umfang und Dauer der Alkoholerkrankung ist eine Behandlung notwendig. Nur wenige können den Kampf gegen den Alkohol allein gewinnen. Alkoholabhängige selbst müssen den Willen aufbringen, dem Alkohol den Rücken zu kehren und gemeinsam mit Angehörigen und professioneller Unterstützung lässt sich dafür sorgen, dass Lebensfreude und Kraft wieder überwiegen.

Eine Alkoholsucht im Alter darf niemals unterschätzt werden, da zusätzlich auch andere gesundheitliche Probleme und medizinische Wechselwirkungen berücksichtigt werden müssen. In der 24 Stunden Betreuung von CareWork & SHD setzen die Betreuungskräfte beispielsweise Ernährungspläne für eine gesunde Ernährung um, sorgen mit Spaziergängen für Aktivität sowie Mobilität und können auch durch Unterhaltung oder Gesellschaftsspiele für Ablenkung sorgen. Informieren Sie sich jetzt, durch welche Leistungen die 24 Stunden Betreuung sonst noch zu einem gesunden Lebensabend beitragen kann!

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