Pflegebedürftige Eltern – eine neue Lebensphase beginnt

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25.08.2025

Wenn ein Elternteil pflegebedürftig wird, stellt dies eine erhebliche Herausforderung für die gesamte Familie dar. Die Veränderung der Eltern-Kind-Beziehung hin zu einer Pflegesituation bringt sowohl organisatorische als auch tiefgreifende emotionale Anpassungen mit sich. Besonders der Rollenwechsel, bei dem Eltern von den ehemaligen Versorgern hin zu Pflegebedürftigen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, kann für alle Beteiligten emotional belastend sein. Erwachsene Kinder erleben in dieser Phase oft eine komplexe Mischung aus Überforderung, Trauer und Schuldgefühlen. Der Wunsch, den Eltern durch die Übernahme der Pflege etwas zurückzugeben, führt häufig zu Stress und Überlastung. Dies kann Schuldgefühle hervorrufen, besonders wenn ein Umzug ins Pflegeheim im Raum steht oder externe Unterstützung benötigt wird. Viele Kinder möchten ihren Eltern genau das ersparen, kennen aber kaum Alternativen und agieren unsicher. Umso wichtiger ist das Wissen, dass Pflege eine große Verantwortung bedeutet und professionelle Unterstützung für alle Beteiligten entlastend sein kann.

Das Wichtigste im Überblick

 

  • Wenn Eltern pflegebedürftig werden, beginnt für Familien eine emotionale und organisatorische Umbruchphase.

  • Erste Anzeichen für Pflegebedürftigkeit sind körperliche, geistige oder soziale Veränderungen im Alltag.

  • Gespräche über Pflege sollten sensibel, vorbereitet und schrittweise geführt werden.

  • Pflege kann häuslich, ambulant oder stationär erfolgen – je nach Bedarf und Ressourcen.

  • Pflegestützpunkte und Beratungen helfen bei Organisation, Finanzierung und Pflegegrad-Einstufung.

  • Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung sind wichtig für rechtliche Sicherheit und Entscheidungsfähigkeit.

  • Selbstfürsorge, Entlastungsangebote und ggf. 24-Stunden-Betreuung schützen pflegende Angehörige vor Überlastung.

Erste Anzeichen von Pflegebedürftigkeit erkennen

Um erste Anzeichen von Pflegebedürftigkeit bei Familienmitgliedern zu erkennen, ist eine aufmerksame Beobachtung alltäglicher Veränderungen entscheidend. Typische körperliche und geistige Veränderungen im Alter können sich schleichend entwickeln und sollten nicht ignoriert werden.

Körperliche Veränderungen zeigen sich oft in einer abnehmenden Mobilität. Dies kann sich in Unsicherheiten beim Gehen, häufigeren Stürzen oder Schwierigkeiten beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen äußern. Eine nachlassende Kraft ist ebenfalls ein Indikator, der sich beispielsweise beim Tragen von Einkäufen oder dem Öffnen von Gläsern bemerkbar macht. Probleme bei der Körperpflege, wie Schwierigkeiten beim Waschen, Anziehen oder der Toilettenbenutzung, sind ebenfalls deutliche Hinweise. Auch eine ungewollte Gewichtsabnahme oder -zunahme sowie ein verändertes Essverhalten können auf eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstversorgung hindeuten. Wenn Tabletten und Arzneimittel vergessen oder verwechselt werden, kann die regelmäßige Medikamenteneinnahme ebenfalls zum Problem werden.

Parallel dazu treten häufig geistige Veränderungen auf. Eine zunehmende Vergesslichkeit, die über das normale Maß hinausgeht, gilt als Warnsignal. Aufmerksam werden sollten Familienmitglieder beim gehäuften Vergessen wichtiger Termine, Namen oder bei der Wiederholung derselben Fragen. Schwierigkeiten bei der Orientierung in vertrauter Umgebung oder das Verlaufen auf bekannten Wegen deuten auf kognitive Beeinträchtigungen hin. Auch eine verlangsamte Denkweise, Probleme beim Treffen von Beschlüssen oder bei der Lösung einfacher Aufgaben sind ernstzunehmende Anzeichen. Veränderungen im Sozialverhalten, wie ein Rückzug aus sozialen Kontakten, eine zunehmende Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen, können ebenfalls auf eine beginnende Pflegebedürftigkeit hinweisen. Manchmal bemerken Familienmitglieder auch, dass die Person weniger Interesse an Hobbys oder Aktivitäten zeigt, die ihr früher Freude bereitet haben, oder dass sie Schwierigkeiten hat, Gesprächen zu folgen oder sich aktiv daran zu beteiligen. Eine nachlassende Fähigkeit, den Haushalt zu führen, Finanzen zu regeln oder Termine zu koordinieren, weisen auch auf Einschränkungen hin.

Sensible Kommunikation erforderlich

Um das Gespräch über beginnende Pflegebedürftigkeit mit älteren Familienmitgliedern erfolgreich zu führen, ist eine sorgfältige Vorbereitung und sensible Herangehensweise entscheidend. Zuerst sollte man sich überlegen, was den Eltern im Leben wichtig ist, um ihnen die Angst zu nehmen, diese Dinge durch Maßnahmen wie eine sofortige Heimunterbringung o.ä. zu verlieren. Es ist wichtig, ruhig und fokussiert zu bleiben, indem man sich auf ein konkretes Problem konzentriert und direkt eine Lösung anbietet, beispielsweise eine stundenweise Betreuung bei Schwierigkeiten im Haushalt. Niemals sollte zu Beginn sofort über weitreichendere Themen wie Tod oder Erbe gesprochen werden.

Eltern oder Großeltern sollten bei dem Gespräch nicht überrumpelt werden. Stattdessen sollte man den Kontakt regelmäßig pflegen und das Thema Pflege langsam und behutsam in natürliche Gespräche einfließen lassen, um Akzeptanz zu fördern. Sollten die Eltern in eine Verteidigungshaltung gehen oder verbal angreifen, ist es entscheidend, dies nicht persönlich zu nehmen. Solche Reaktionen kaschieren oft eigene Schuldgefühle und Sorgen. Mit Empathie und dem Benennen der Sorgen können Kinder zeigen, dass sich das Gespräch um das Wohlergehen dreht.

Es ist ratsam, nicht vorschnell zu urteilen oder eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Stattdessen sollten Beobachtungen angesprochen und konkrete Beispiele genannt werden. Dann lässt es sich leichter nach den Gründen oder der Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, fragen. Das Tauschen der Rollen, bei dem man humorvoll auf frühere Situationen eingeht, kann das Gespräch auflockern. Alle Beteiligten sollten sich ausreichend Zeit nehmen und das Thema schrittweise behandeln, anstatt im ersten Gespräch alle Argumente auf den Tisch zu bringen.

Die Einbeziehung anderer Familienmitglieder oder enger Freunde kann hilfreich sein, um Beobachtungen abzugleichen. Dennoch sollte man Betroffene nicht als geschlossene Front konfrontieren, sondern lieber jemanden auswählen, der einen besonders engen Draht hat. Bei der Lösungsfindung ist es wichtig, die Eltern miteinzubeziehen und ihre eigenen Vorschläge zu berücksichtigen, anstatt fertige Lösungen aufzuzwingen.

Zuletzt sollte man sich auf mögliche Ablehnung vorbereiten. Auch wenn alle Ratschläge befolgt werden, kann es vorkommen, dass die Eltern keine Veränderungen wünschen. In diesem Fall ist es wichtig, ruhig zu bleiben, die Einstellung zu akzeptieren und dennoch deutlich zu machen, dass man jederzeit für weitere Gespräche offensteht, falls sich ihre Haltung ändern sollte. Oft erkennen die Betroffenen mit der Zeit selbst die Notwendigkeit von Unterstützung.

Pflege organisieren: Optionen und Unterstützungsmöglichkeiten

Die Pflegebedürftigkeit eines Familienmitglieds erfordert eine fundierte Auswahl über die passende Versorgungsform. Dabei stehen im Wesentlichen drei Hauptoptionen zur Verfügung: die häusliche Pflege, die Unterstützung durch Pflegedienste und die stationäre Pflege in Einrichtungen. Jede dieser Optionen weist spezifische Vor- und Nachteile auf:

1. Häusliche Pflege (durch Angehörige, private Helfer oder die sogenannte 24 Stunden Betreuung)

Die häusliche Pflege, oft durch Familienmitglieder oder private Hilfskräfte erbracht, findet im gewohnten Umfeld der Betroffenen statt.

Vorteile:

  • Vertraute Umgebung: Die pflegebedürftige Person kann in den eigenen vier Wänden bleiben, was Komfort, Sicherheit und emotionales Wohlbefinden fördert.
  • Individuelle Betreuung: Es besteht die Möglichkeit, die Pflege sehr flexibel und individuell an die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Person anzupassen.
  • Erhalt sozialer Kontakte: Der Kontakt zu Nachbarn, Freunden und dem sozialen Umfeld kann leichter aufrechterhalten werden.
  • Geringere Kosten (bei Eigenleistung): Im Vergleich zu professionellen Diensten oder Heimen können die reinen Geldkosten geringer sein, wenn die Pflege hauptsächlich durch Angehörige erbracht wird.

Nachteile:

  • Physische und psychische Beanspruchung für Angehörige: Die Pflege kann sehr anstrengend sein und zu Überforderung, Erschöpfung und Burnout bei den pflegenden Familienmitgliedern führen.
  • Mangelnde Professionalität: Ohne entsprechende Ausbildung und Erfahrung kann es den pflegenden Angehörigen an Fachwissen fehlen, insbesondere bei komplexen medizinischen Aufgaben.
  • Einschränkung der Privatsphäre: Sowohl für die pflegebedürftige Person als auch für die Angehörigen kann die ständige Anwesenheit eine Einschränkung der persönlichen Freiräume bedeuten.
  • Notwendigkeit von Anpassungen im Haushalt: Eventuell sind Umbauten oder spezielle Hilfsmittel im häuslichen Umfeld erforderlich.
  • Erschwerte Entlastung: Es kann schwierig sein, geeignete Ersatzpflege für Urlaube oder Pausen der Hauptpflegeperson zu finden. Dieser Nachteil gilt nicht für eine 24 Stunden Betreuung, da bei diesem Konzept stets auch eine Ersatzkraft eingeplant wird.

 

2. Ambulante Pflegedienste

Ambulante Dienste kommen ins Haus und unterstützen bei der Pflege und Betreuung. Sie bieten eine professionelle Ergänzung oder Entlastung der häuslichen Pflege.

Vorteile:

  • Professionelle Unterstützung: Die Dienste werden von ausgebildetem Fachpersonal erbracht, was eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleistet, insbesondere bei medizinischen Aufgaben (z.B. Medikamentengabe, Wundversorgung).
  • Entlastung der Angehörigen: Familienmitglieder werden entlastet und können sich auf andere Aufgaben konzentrieren oder Zeit für sich selbst finden.
  • Flexibilität: Die Leistungen können individuell nach Bedarf gebucht werden, von wenigen Stunden pro Woche bis zu mehrmals täglich.
  • Förderung der Selbstständigkeit: Durch gezielte Unterstützung kann die Selbstständigkeit der betroffenen Person oft länger erhalten bleiben.
  • Verhinderung einer Heimunterbringung: Durch die Unterstützung kann der Verbleib in der eigenen Wohnung über einen längeren Zeitraum ermöglicht werden.

Nachteile:

  • Kosten: Die Kosten für diese regelmäßigen Dienste können je nach Umfang der Leistungen erheblich sein, auch wenn sie teilweise von der Pflegekasse übernommen werden.
  • Wechselndes Personal: Es kann vorkommen, dass verschiedene Pflegekräfte zum Einsatz kommen, was für die pflegebedürftige Person und Angehörige eine Umstellung bedeuten kann.
  • Keine dauerhafte Betreuung: Ambulante Dienste bieten in der Regel keine durchgehende Betreuung mit Notfallmanagement an, außer in speziellen Fällen (z.B. Intensivpflege).
  • Koordinationsaufwand: Die Koordination der Termine und Leistungen mit dem Pflegedienstleister erfordert einen gewissen Organisationsaufwand.

 

3. Stationäre Einrichtungen (Pflegeheime)

Stationäre Pflegeeinrichtungen, also Alten- oder Pflegeheime, bieten eine umfassende Betreuung und Versorgung.

Vorteile:

  • Durchgehende Betreuung: Die pflegebedürftige Person erhält eine kontinuierliche Betreuung und Versorgung durch qualifiziertes Personal, auch nachts und an Wochenenden.
  • Professionelle medizinische Versorgung: Medizinische Leistungen und Notfallversorgung sind jederzeit gewährleistet.
  • Soziale Kontakte und Aktivitäten: Pflegeheime bieten oft ein strukturiertes Programm an Aktivitäten und die Möglichkeit, soziale Kontakte mit anderen Bewohnern zu knüpfen.
  • Entlastung der Angehörigen: Die Angehörigen werden vollständig von der Pflegeverantwortung entbunden.
  • Anpassungen an Bedürfnisse: Die Einrichtungen sind auf die Bedürfnisse älterer und pflegebedürftiger Menschen zugeschnitten, einschließlich barrierefreier Umgebung und spezieller Hilfsmittel.

Nachteile:

  • Verlust der gewohnten Umgebung: Der Umzug in ein Pflegeheim bedeutet den Verlust des eigenen Zuhauses und der vertrauten Umgebung, was oft mit emotionalem Stress verbunden ist.
  • Kosten: Die Kosten für einen Heimplatz sind in der Regel die höchsten im Vergleich zu den anderen Pflegeformen und können eine erhebliche finanzielle Inanspruchnahme darstellen. Die gesetzlichen Zuschüsse fangen diese Kosten nicht vollumfänglich auf. Auch die Unterhaltspflicht von Kindern im Rahmen des Elternunterhaltes gegenüber Elternteilen darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben. Unter Umständen müssen unterhaltspflichtige Kinder nach den Vorschriften bezüglich des Elternunterhaltes für die Heimkosten aufkommen.
  • Anonymität und mangelnde Individualität: Trotz Bemühungen kann es in größeren Einrichtungen zu einem Gefühl der Anonymität kommen, und die individuelle Betreuung kann weniger persönlich sein als in der häuslichen Pflege.
  • Eingeschränkte Privatsphäre: Die Privatsphäre ist in einem Heim naturgemäß eingeschränkter als in den eigenen vier Wänden.
  • Anpassungsschwierigkeiten: Einige Bewohner haben Schwierigkeiten, sich an die neue Umgebung und den strukturierten Alltag zu gewöhnen.

 

Die Wahl der geeigneten Pflegeform hängt stark von den individuellen Bedürfnissen der hilfsbedürftigen Person, dem Grad der Pflegebedürftigkeit, den finanziellen Möglichkeiten und den Ressourcen der Familie ab. Eine umfassende Beratung durch Pflegeexperten ist oft unerlässlich, um die beste Wahl zu treffen.

Pflegestützpunkte und -beratungen spielen eine zentrale und unverzichtbare Rolle bei der Auswahl und Organisation der Pflege für Angehörige. Sie dienen als neutrale Anlaufstellen, die umfassende Informationen, individuelle Beratung und praktische Unterstützung bieten. Ihre Hauptaufgabe ist es, Angehörige durch den oft komplexen Prozess der Pflegeorganisation zu lotsen und ihnen zu helfen, die bestmögliche Lösung für ihre Eltern zu finden.

Pflegeberatungen, die von Pflegekassen oder unabhängigen Anbietern durchgeführt werden, nehmen eine wichtige beratende Funktion ein. Ihre Rolle ist es, die individuelle Situation der hilfsbedürftigen Person und der Angehörigen genau zu analysieren. Sie klären über Ansprüche auf Leistungen aus der Pflegeversicherung auf, wie zum Beispiel Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Entlastungsbeträge oder Kurzzeitpflege. Sie informieren detailliert über die verschiedenen Pflegemöglichkeiten – von der häuslichen Pflege über ambulante Dienste bis hin zu stationären Einrichtungen – und erläutern deren Vor- und Nachteile im spezifischen Fall.

Darüber hinaus unterstützen Pflegeberater bei der Beantragung von Leistungen und helfen, den Pflegegrad von Mutter oder Vater festzustellen. Sie können auch Informationen zu Hilfsmitteln geben, die das Leben im Alter erleichtern, oder Kontakte zu Selbsthilfegruppen und Entlastungsangeboten für Angehörige vermitteln. Ziel ist es, Angehörige zu stärken, ihre Aufgaben zu bewältigen und einer Überforderung vorzubeugen.

Pflegestützpunkte gehen in ihrer Funktion über die reine Beratung hinaus und agieren als zentrale Koordinationsstellen. Sie sind in der Regel länderübergreifend und trägerneutral besetzt, oft durch Vertreter von Kranken- und Pflegekassen sowie Kommunen. Dies ermöglicht eine ganzheitliche und unabhängige Beratung, die nicht an die Angebote eines einzelnen Anbieters gebunden ist.

Die Hauptaufgabe der Pflegestützpunkte ist die Vernetzung und Koordination aller relevanten Akteure im Bereich der Pflege. Das bedeutet, sie bieten nicht nur Informationen über alle verfügbaren Pflegeleistungen und -angebote, sondern vermitteln auch direkt Kontakte zu Dienstleistern, Sozialdiensten, Ärzten, Therapeuten und weiteren Unterstützungssystemen. Sie können Angehörigen konkret dabei helfen, einen geeigneten Dienst zu finden, einen Platz in einer Tagespflege oder einem Heim zu organisieren oder Reha-Maßnahmen einzuleiten. Pflegestützpunkte leisten zudem Case Management, was bedeutet, dass sie den gesamten Pflegeprozess begleiten und bei Bedarf Anpassungen oder neue Lösungen vorschlagen. Sie sind besonders wertvoll, wenn die Situation komplex ist und verschiedene Hilfen koordiniert werden müssen.

Sowohl Pflegeberatungen als auch Pflegestützpunkte sind wichtige Ansprechpartner für Angehörige sind. Sie entlasten durch fachkundige Informationen und praktische Unterstützung, helfen bei der Navigation durch das deutsche Pflegesystem und ermöglichen es den Angehörigen, gute Beschlüsse für die bestmögliche Pflege ihrer Eltern zu treffen. Sie sind die erste Anlaufstelle, um Orientierung zu finden und die erforderlichen Schritte zur Organisation der Pflege einzuleiten.

Rechtliche und finanzielle Aspekte der Pflege

Die Pflegekasse unterstützt Angehörige durch verschiedene Leistungen, deren Umfang maßgeblich vom festgestellten Pflegegrad der pflegebedürftigen Person abhängt. Der Pflegegrad wird auf Basis des individuellen Bedarfs an Unterstützung in verschiedenen Lebensbereichen ermittelt, die von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes (MD) oder Medicproof bewertet werden.

Die fünf Pflegegrade spiegeln den Grad der Selbstständigkeitsbeeinträchtigung wider:

  • Pflegegrad 1 (geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit): Unter diesen Voraussetzungen liegt ein vergleichsweise geringer Hilfebedarf vor. Es werden vor allem Betreuungs- und Entlastungsleistungen sowie der Entlastungsbetrag gewährt.
  • Pflegegrad 2 (erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit): In diesem Bereich ist der Bedarf an Unterstützung bereits deutlich höher. Leistungen umfassen Pflegegeld oder Pflegesachleistungen, Entlastungsleistungen und Zuschüsse für Wohnraumanpassungen.
  • Pflegegrad 3 (schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit): Der Hilfebedarf ist hier noch ausgeprägter. Die Leistungsansprüche steigen entsprechend an und beinhalten höhere Beträge für Pflegegeld, Pflegesachleistungen sowie die Möglichkeit der teilstationären Pflege.
  • Pflegegrad 4 (schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit): Personen mit diesem Pflegegrad benötigen umfassende Unterstützung in vielen Bereichen des Alltags. Die Leistungen sind entsprechend höher und decken einen größeren Umfang an häuslicher oder stationärer Pflege ab.
  • Pflegegrad 5 (schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung): Dies ist der höchste Pflegegrad, der einen außergewöhnlich hohen Pflegeaufwand, oft verbunden mit speziellen pflegerischen Anforderungen, bescheinigt. Die höchsten Leistungsbeträge werden gewährt.

Leistungen der Pflegeversicherung können in verschiedenen Formen in Anspruch genommen werden:

  • Pflegegeld: Dieses erhalten Angehörige oder andere private Pflegepersonen direkt, wenn die Pflege zu Hause durch sie selbst erbracht wird. Es dient als Anerkennung für die geleistete Pflege und zur Deckung von Kosten, die im Zusammenhang mit der Pflege entstehen. Die Höhe ist abhängig vom Pflegegrad.
  • Pflegesachleistungen: Diese werden direkt an den Dienstleister gezahlt, der professionelle Pflegeleistungen zu Hause erbringt (z.B. Körperpflege, Hilfe im Haushalt, medizinische Behandlungspflege). Auch hier variiert die Höhe je nach Pflegegrad. Es ist auch eine Kombination von Pflegegeld und Pflegesachleistungen möglich (Kombinationsleistung).
  • Tages- und Nachtpflege (Teilstationäre Pflege): Diese Leistung ermöglicht es pflegebedürftigen Personen, tagsüber oder nachts in einer speziellen Einrichtung betreut und versorgt zu werden, während sie weiterhin im eigenen Zuhause wohnen. Dies entlastet die pflegenden Angehörigen.
  • Kurzzeitpflege: Wenn die häusliche Pflege vorübergehend nicht möglich ist, etwa nach einem Krankenhausaufenthalt oder wenn die private Pflegeperson eine Auszeit benötigt, kann eine Kurzzeitpflege in einer stationären Einrichtung für einen begrenzten Zeitraum in Anspruch genommen werden.
  • Verhinderungspflege: Diese Leistung dient dazu, pflegende Angehörige zu entlasten, wenn sie wegen Urlaub, Krankheit oder aus anderen Gründen die Pflege vorübergehend nicht übernehmen können. Die Pflege kann dann durch andere Personen oder einen ambulanten Dienst erfolgen.
  • Entlastungsbetrag: Zu den Voraussetzungen für den Entlastungsbetrag gehört ein Pflegegrad; unabhängig von seiner Höhe. Allen Pflegebedürftigen steht ein monatlicher Entlastungsbetrag zur Verfügung. Dieser kann für qualifizierte Angebote zur Unterstützung im Alltag, wie Betreuungsgruppen, Haushaltshilfen oder Besuchs- und Begleitdienste, eingesetzt werden, um pflegende Angehörige zu entlasten und die Selbstständigkeit der pflegebedürftigen Person zu fördern. Auch die stundenweise Betreuung von CareWork & SHD kann über den Entlastungsbetrag abgerechnet werden.
  • Hilfsmittel und Wohnraumanpassung: Die Pflegeversicherung kann Zuschüsse für Pflegehilfsmittel (z.B. Pflegebett, Rollator) sowie für Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes (z.B. barrierefreier Umbau des Bades, Rampen) gewähren.
  • Pflegekurse für Angehörige: Kostenlose Schulungen und Kurse für pflegende Angehörige werden angeboten, um ihnen das Wissen und praktische Fertigkeiten für die Pflege zu vermitteln.

Die genauen Beträge der Leistungen sind gesetzlich festgelegt und können bei der jeweiligen Pflegekasse oder bei einem Pflegestützpunkt erfragt werden. Die individuelle Beratung durch diese Stellen ist entscheidend, um die optimale Nutzung der zur Verfügung stehenden Leistungen sicherzustellen und die Pflege der Eltern bestmöglich zu gestalten.

 

Die Notwendigkeit von Vorsorgemaßnahmen

Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen sind von entscheidender Bedeutung, da sie rechtliche Klarheit schaffen und sicherstellen, dass die Wünsche von Eltern auch bei eingeschränkter Handlungsfähigkeit oder Beschlussunfähigkeit respektiert und umgesetzt werden können. Ohne diese Dokumente kann die Organisation der Pflege und der Umgang mit medizinischen Maßnahmen für Kinder im Pflegefall sehr schwierig und langwierig werden.

Eine Vorsorgevollmacht ist ein rechtliches Instrument, das es den Eltern ermöglicht, eine oder mehrere Vertrauenspersonen (häufig die Kinder) zu bevollmächtigen, in ihrem Namen zu handeln, falls sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind. Dies umfasst weitreichende Befugnisse in verschiedenen Bereichen:

  • Gesundheitliche Angelegenheiten: Die bevollmächtigten Kinder können Ärztegespräche führen, medizinischen Behandlungen zustimmen oder sie ablehnen, Einblicke in Patientenakten erhalten und über den Aufenthaltsort im Falle einer Pflegebedürftigkeit (z.B. Heimunterbringung) entscheiden. Ohne eine solche Vollmacht müssten im Ernstfall Familiengerichte einen Betreuer bestellen, was langwierig sein und nicht unbedingt im Sinne der Familie oder der Eltern sein muss.
  • Vermögensangelegenheiten: Die Vollmacht erlaubt den Kindern, Bankgeschäfte zu tätigen, Rechnungen zu bezahlen, Verträge abzuschließen oder Immobilien zu verwalten. Dies ist entscheidend, um die laufenden Kosten der Pflege zu decken, aber auch um die Finanzen der Eltern vor Missbrauch zu schützen.
  • Aufenthaltsbestimmung und Behördenangelegenheiten: Die Kinder können Entschlüsse über den Wohnort treffen und fällige Anträge bei Behörden oder der Pflegeversicherung stellen.

Die Vorsorgevollmacht stellt sicher, dass die Kinder handlungsfähig sind, ohne dass ein gerichtliches Betreuungsverfahren notwendig wird. Sie ermöglicht einen reibungslosen Übergang der Verantwortlichkeiten und vermeidet unnötigen Stress und Kosten in einer ohnehin schon belastenden Situation.

Eine Patientenverfügung ist hingegen eine schriftliche Erklärung, in der eine Person im Voraus festlegt, welche medizinischen Maßnahmen sie wünscht oder ablehnt, falls sie zu einem späteren Zeitpunkt ihren Willen nicht mehr äußern kann. Für Kinder, die die Pflege ihrer Eltern organisieren, ist die Patientenverfügung aus mehreren Gründen essenziell:

  • Sicherstellung des Patientenwillens: Die Patientenverfügung garantiert, dass die individuellen Wünsche der Eltern bezüglich lebensverlängernder Maßnahmen, Schmerzbehandlung, künstlicher Ernährung oder anderer medizinischer Eingriffe respektiert werden. Dies entlastet die Kinder von der schweren Bürde, in Extremsituationen weitreichende Beschlüsse treffen zu müssen, ohne den genauen Willen der Eltern zu kennen.
  • Vermeidung von Gewissenskonflikten: Die Patientenverfügung nimmt den Kindern die Unsicherheit und potenzielle Schuldgefühle, ob sie im Sinne der Eltern handeln. Sie wissen, dass sie den geäußerten Wünschen der Eltern folgen.
  • Rechtliche Sicherheit für Ärzte: Auch für behandelnde Ärzte ist die Patientenverfügung eine wichtige Orientierung und rechtliche Absicherung, da sie den Patientenwillen eindeutig dokumentiert.

Fehlen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung von Mutter oder Vater, stehen Kinder oft vor rechtlichen Hürden und emotionalen Strapazen. Sie können ohne gerichtliche Anordnung im Pflegefall keine rechtsverbindlichen Beschlüsse treffen, weder in finanziellen noch in medizinischen Angelegenheiten. Dies kann zu Verzögerungen in der Pflegeorganisation, hohen Kosten für Betreuungsverfahren und potenziell zu Optionen führen, die nicht dem Wunsch der Eltern entsprechen. Daher ist es von größter Wichtigkeit, diese Dokumente frühzeitig und bei klarem Verstand zu erstellen, um für den Fall der Pflegebedürftigkeit bestmöglich vorbereitet zu sein.

 

Selbstfürsorge für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige stehen oft vor immensen Herausforderungen, die zu körperlicher und emotionaler Überlastung bis hin zum Burnout führen können. Um dem vorzubeugen und die eigene Gesundheit zu schützen, gibt es verschiedene Strategien und Hilfsangebote, die genutzt werden sollten.

Ein zentraler Punkt ist die eigene Selbstfürsorge. Dies bedeutet, bewusst Pausen einzuplanen und sich regelmäßige Auszeiten von der Pflege zu gönnen. Schon kurze Momente der Ruhe oder Entspannung, etwa durch Atemübungen, Meditation oder einfach nur das Hören von Musik, können beim Stressabbau helfen. Es ist wichtig, sich Zeit für eigene Interessen und Hobbys zu nehmen, um Kraft zu tanken und die eigene Identität jenseits der Pflegerolle zu bewahren. Körperliche Bewegung, auch in Form von Spaziergängen oder leichter Gymnastik, trägt zur physischen und psychischen Gesundheit bei. Ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung sind ebenfalls grundlegend, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Eine weitere wichtige Strategie ist die Inanspruchnahme professioneller Unterstützung und Entlastungsangebote. Die Pflegeversicherung bietet hierfür verschiedene Leistungen:

  • Verhinderungspflege: Diese ermöglicht eine Auszeit von der Pflege, indem eine Ersatzpflegeperson die Aufgaben für einen begrenzten Zeitraum übernimmt.
  • Kurzzeitpflege: Hierbei wird die pflegebedürftige Person für eine begrenzte Zeit in einer stationären Einrichtung betreut, was eine längere Erholungspause für die Angehörigen ermöglicht.
  • Tagespflege und Nachtpflege: Diese teilstationären Angebote entlasten tagsüber oder nachts und ermöglichen der pflegebedürftigen Person, weiterhin zu Hause zu wohnen.
  • Entlastungsbetrag: Dieser monatliche Betrag kann für niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote genutzt werden, wie zum Beispiel Alltagsbegleiter, Haushaltshilfen oder die stundenweise Betreuung.
  • Pflegehilfsmittel: Der Einsatz von technischen Hilfsmitteln wie Pflegebetten, Rollatoren oder speziellen Toilettenhilfen kann die körperliche Inanspruchnahme bei der Pflege erheblich reduzieren.
  • Pflegestützpunkte und -beratungen: Diese bieten kostenlose und unabhängige Beratung zu allen Fragen rund um die Pflege, zu Leistungsansprüchen und zu Entlastungsmöglichkeiten. Sie können auch bei der Organisation und Koordination der Pflege unterstützen.
  • Pflegekurse und Schulungen: Viele Pflegekassen bieten kostenlose Kurse an, in denen pflegende Angehörige wichtige Pflegetechniken erlernen und praktische Tipps für den Pflegealltag erhalten, was körperliche Fehlbelastungen vermeiden hilft.

Der soziale Austausch ist ebenfalls von großer Bedeutung. Das Sprechen über die eigenen Belastungen mit Vertrauenspersonen wie Freunden, anderen Familienmitgliedern oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten und das Gefühl der Isolation reduzieren. In Selbsthilfegruppen können Erfahrungen ausgetauscht und wertvolle Tipps von Menschen in ähnlichen Situationen gewonnen werden.

Es ist auch wichtig, realistische Erwartungen an sich selbst zu stellen und zu akzeptieren, dass man nicht alles alleine schaffen kann oder muss. Eine offene und klare Kommunikation mit dem pflegebedürftigen Menschen sowie anderen Familienmitgliedern über die eigenen Grenzen und Bedürfnisse ist notwendig, um die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Das Delegieren von Aufgaben an professionelle Dienste oder andere Familienmitglieder ist keine Schwäche, sondern eine Notwendigkeit zur Erhaltung der eigenen Gesundheit. Schließlich sollte auf Warnsignale des eigenen Körpers und der Psyche geachtet werden. Anzeichen wie anhaltende Müdigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Antriebslosigkeit oder sozialer Rückzug sollten ernst genommen werden. Bei solchen Symptomen ist es ratsam, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, beispielsweise durch den Hausarzt, psychologische Beratungsstellen oder spezialisierte Angebote, um einem Burnout entgegenzuwirken.

Unterstützung durch CareWork & SHD – professionelle Hilfe für Ihre Familie

Die 24 Stunden Betreuung von CareWork & SHD kann eine umfassende und kontinuierliche Unterstützung bieten, die weit über die Leistungen eines ambulanten Dienstes hinausgeht und pflegebedürftigen Elternteilen den Verbleib im vertrauten Zuhause ermöglicht. Diese Form der Betreuung bedeutet, dass eine vorab sorgfältig ausgewählte Betreuungskraft direkt bei den Eltern wohnt und somit eine nahezu durchgehende Präsenz gewährleistet. Die Leistungen umfassen typischerweise die Unterstützung im Haushalt, wie Kochen, Reinigen, Waschen und Einkaufen, sowie die sogenannte Grundpflege, also die Hilfestellung bei der Körperpflege, beim An- und Ausziehen, bei der Mobilisierung und bei der Nahrungsaufnahme beinhaltet.

Darüber hinaus leistet die Betreuungskraft oft auch aktivierende Pflege, indem sie die Eltern zu Aktivitäten motiviert oder bei Übungen zur Erhaltung der Beweglichkeit unterstützt. Ein entscheidender Aspekt ist die soziale Betreuung und Gesellschaft: Die Betreuungskraft ist Ansprechpartner, liest vor, spielt Gesellschaftsspiele oder begleitet bei Spaziergängen und Arztbesuchen, wodurch Einsamkeit vorgebeugt und die Lebensqualität erheblich gesteigert werden kann. Auch die nächtliche Sicherheit ist gewährleistet, da bei Bedarf schnell reagiert werden kann, was für pflegende Angehörige eine enorme Entlastung darstellt und ein Gefühl der Geborgenheit für die Eltern schafft. Die Betreuungskraft kann zudem Medikamente bereitstellen und die Einhaltung von Arztterminen sicherstellen, ohne jedoch medizinische Behandlungspflege wie Injektionen oder Wundversorgung durchzuführen. Allerdings kann eine 24 Stunden Betreuung mit den regelmäßigen Besuchen eines Pflegedienstes kombiniert werden, wenn eine medizinische Behandlungspflege erforderlich ist.

Die 24 Stunden Betreuung von CareWork & SHD kann also eine sehr individuelle, auf die Bedürfnisse der Eltern zugeschnittene Versorgung und Betreuung in der gewohnten Umgebung gewährleisten. Das Team von CareWork & SHD analysiert vor Beginn die aktuelle Betreuungssituation, um den tatsächlichen Betreuungsbedarf zu ermitteln und entsprechende Betreuungskräfte auszuwählen. Bedürfnisse, Wünsche und Ansprüche werden dabei berücksichtigt. Aus diesem Grund bietet das Unternehmen detaillierte und unverbindliche Beratungsmöglichkeiten an. Lassen Sie sich jetzt über die zahlreichen Vorteile des alternativen Betreuungskonzepts informieren und setzen sich für ein Beratungsgespräch mit CareWork & SHD in Verbindung!

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