Senioren entdecken das Internet

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9. September 2020

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Dass junge Menschen sich ständig im World Wide Web tummeln und die Nase von Jugendlichen ständig am Handy „klebt“, ist hinlänglich bekannt. Mittlerweile sind aber auch über die Hälfte aller deutschen Senioren mit dem Internet vertraut. Das Statistische Bundesamt hat bekanntgegeben, dass 68 % aller über 65-Jährigen täglich online sind. Die Tendenz steigt – und das nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Denn die digitale Welt bietet so viele Vorteile, dass sie nach und nach auch die ältere Gesellschaft für sich gewinnt. Das Internet hält für Menschen aller Altersklassen eine schier nicht endende Fülle an Informationen, Nachrichten, Kontaktmöglichkeiten und Kommunikationskanälen bereit. Viele Senioren haben mittlerweile sogar ihre Tageszeitung durch ein Online-Magazin ersetzt und nutzen mobile Endgeräte, um Rezepte, Ratgeber und Bücher zu lesen. Sobald das alterstypische Misstrauen in die moderne Technik erst einmal abgelegt werden konnte, nutzen ältere Menschen auch gerne das Internet, um Bankgeschäfte und Einkäufe online zu erledigen. Schließlich bietet sich so die Möglichkeit, lange Wege, Wartezeiten, Staus und schlechtes Wetter zu vermeiden. Außerdem lassen sich auch medizinische Informationen, Ärzte, Kliniken, Gesundheitseinrichtungen und Freizeitmöglichkeiten ohne großen Aufwand herausfinden und Termine vereinbaren.

Pro Internet

Die Gründe, warum auch ältere Menschen das Internet nutzen sollen, sind vielfältig. Gerade jetzt in der doch in vieler Hinsicht beengenden Zeit mit dem Corona Virus ermöglicht das Internet die Teilnahme an kulturellen oder sozialen Aktivitäten und kann Vereinsamung verhindern. Trotz potenzieller Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen können Senioren weiterhin online mit ihren Angehörigen in Kontakt bleiben. Ihnen wird ermöglicht, neue Freunde und Gleichgesinnte zu finden und sich mit ihnen auszutauschen. Online-Banking, Beratungs- sowie Einkaufsmöglichkeiten sind ebenfalls rund um die Uhr gegeben. Und nicht zuletzt kann das Ansehen von Bildern, Filmen, Videos und Webseiten eine Abwechslung vom Alltag darstellen. Selbst Bücher lassen sich komfortabel online lesen – inklusive augenschonendem Nachtmodus.

Immer in Kontakt bleiben

Ob Telefongespräch, Textnachricht oder mittels Videocall – das Internet bietet vielfältige Möglichkeiten, mit Angehörigen, Verwandten, Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben. Statt früher über hohe Telefongebühren für Ferngespräche nachdenken zu müssen, bietet das Internet Kommunikationskanäle ohne Zusatzkosten an. Dank Flatrates sind Telefonate heute bezahlbar und für Videoanrufe über Skype, Facetime, Voice oder Facebook Messenger wird kein Extra-Geld benötigt. Mit einem internetfähigen Handy, die im Übrigen auch speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten angeboten werden, lassen sich auch Echtzeit-Unterhaltungen per Text-Nachrichten führen. Und wer lieber längere Texte verfasst und dennoch keine Lust hat, zur Post zu laufen, schreibt einfach eine E-Mail, der auch Fotos und andere Anhänge beigefügt werden können. Einmal daran „herangetraut“ stellen viele ältere Menschen schnell fest, dass das Internet den Alltag erleichtern und verschönern kann.

Bitte keine Berührungsängste!

 

Anders als bei der jüngeren Generation fühlen sich Senioren im Netz zunächst auf unbekanntem Terrain. Sie misstrauen der Technik, agieren zurückhaltend und haben zu Beginn nicht selten Berührungsängste. Im Idealfall begleiten und unterstützen Familienmitglieder oder Bekannte bei den ersten Schritten in die Onlinewelt. Besonders häufig – und gerne! – übernehmen diese Aufgaben übrigens Enkelkinder, die den Umgang mit der Technik von klein auf gewöhnt sind.

Wer niemanden hat, der behilflich sein kann, wendet sich im Idealfall an eine Bildungseinrichtung mit entsprechendem Kursangebot. Viele Anbieter erläutern in Einstiegskursen die Grundlagen, damit sich Senioren online zurechtfinden. Aber auch auf YouTube und anderen Video-Plattformen werden Tutorials bereitgestellt, die sich mit der Bedienung von Smartphones oder Apps wie etwa der aktuellen Corona Warn App beschäftigen. Dass man den Umgang mit Technik und Internet im Alter nicht mehr lernen kann, gehört übrigens zu den gerne als Ausrede genutzten Vorurteilen.
Wer aber noch gar keine Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln konnte, sollte sich zunächst detailliert über Endgeräte und Internet-Anschlüsse beraten lassen. Für den Einstieg in die Online-Welt muss nämlich nicht zwingend ein kompletter PC angeschafft werden. Tablets und Smartphones sind zu Beginn mit Sicherheit die günstigere Alternative und lassen sich in der Regel auch eher intuitiv bedienen.

Ausprobieren im Internetcafé

Um herauszufinden, ob diese ganzen Online-Sachen überhaupt den eigenen Interessen entsprechen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Bekannte und Freunde, die das Internet regelmäßig nutzen, lassen sich sicherlich um einen kleinen Testlauf bitten. Ohne sofort selbst einen Internetanschluss beantragen zu müssen, kann so bei einem Besuch einmal präsentiert werden, was online alles möglich ist.
Gegen ein Entgelt ist dies auch in Internetcafés möglich, die es heute in fast jeder Stadt gibt. Öffentliche Internetcafés stellen ihre Dienstleistungen zu einem Minutenpreis zur Verfügung. Häufig ist dort dann auch das Personal geschult und kann bei der Erkundungstour hilfreich zur Seite stehen.

QR-Codes und Google maps sind Senioren-Favoriten

Kochsendungen, bei denen am Ende per QR-Code das Rezept zum Download bereitgestellt wird, erfreuen sich bei Senioren wachsender Beliebtheit und haben schon viele ältere Menschen dazu gebracht, sich noch intensiver mit dem Smartphone oder Tablet zu beschäftigen. Bei den Onlineangeboten verhält es sich genauso, wie auf anderen Märkten. Die Nachfrage regelt auch hier das Angebot, weshalb immer mehr speziell auf die Bedürfnisse und Interessen von Senioren ausgerichtete Online-Produkte präsentiert werden.
Besonders hoch im Kurs steht beispielsweise auch Google Maps bei der älteren Generation. Hier können Senioren zu jeder Zeit nachsehen, wie sie zu ihrem Ziel kommen. Dies ermöglicht präzise Planungen und verhindert ein Verlaufen oder Verfahren. Über Maps lassen sich natürlich auch nahe gelegene Haltestellen und Fahrzeiten herausfinden. Wird die Navigation eingeschaltet, können Schleichwege und Abkürzungen zum Ziel erkundet werden. Und über den Google Übersetzer lassen sich dann noch Fremdsprachen erlernen. Die korrekte Aussprache kann dann einfach von dem Übersetzungsprogramm vorgelesen werden. Natürlich rangieren auch Wetter-Apps ganz weit vorne auf der Rangliste von Senioren. Dank der immer aktuell gehaltenen Regenradar-Karten lassen sich Spaziergänge im Regen vermeiden. Selbst alte Bauernweisheiten sind online zu finden, damit deren Gültigkeit anhand der aktuellen Witterungsverhältnisse auch selbst herausgefunden werden kann.

Seniorentreffs im Internet

Telefon Bildschirm Technologie - Kostenloses Foto auf PixabayDie jüngere Generation nutzt bevorzugt Plattformen wie Instagram oder Facebook, um sich mit anderen Nutzern auszutauschen und in Kontakt zu bleiben. Wem die dort veröffentlichen Themen und Bilder nicht liegen, der kann auf Online-Seniorentreffs zurückgreifen. In den dort integrierten Senioren-Foren werden Unterhaltungen und Diskussionen in allen nur erdenklichen Bereichen geführt, während Blogs interessante Geschichten anbieten.

Auf diesen Plattformen können Senioren Mitglieder mit den gleichen Interessen finden und in Kontakt treten. Und Chats erlauben dann auch einen direkten Kontakt in Echtzeit. Auch Datingportale für die ältere Generation haben sich übrigens zwischenzeitlich am Markt etabliert, die sich an Suchende und Findende ab 50+ richten.

Einkaufstipps für Endgeräte

Speziell für ältere Menschen werden Seniorenhandys angeboten. Viele Hersteller statten diese Geräte mit großen und gut sichtbaren Tasten aus, wobei Features wie Notruftasten oder Taschenlampen der zusätzlichen Sicherheit dienen. Seniorenhandys werden sowohl mit Vertrag als auch als Prepaid-Version angeboten.
Mehr und mehr gehen aber auch klassische Smartphone- und Tablet-Hersteller bei ihren neuen Modellen auf die Ansprüche der älteren Generation ein. Die Displays von „Wischhandys“ sind sehr kontraststark, sodass auch Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen gut damit klar kommen. Darüber hinaus lassen sich alle Geräte individuell einstellen. Möglich sind beispielsweise größere Menüs und Einblendungen auf dem Startbildschirm, was die Bedienung per Touch oder sogar per Spracheingabe erleichtert. Des Weiteren werden Nutzer intuitiv durch die Einrichtung geleitet und können stets auf eine integrierte Hilfe-Funktion zurückgreifen. Und wenn wirklich einmal Probleme bestehen, hilft die bereits eingespeicherte Hotline oder aber der Anbieter im Ort gerne weiter.

Sicher surfen

Dass bei der Internetnutzung auf die Privatsphäre geachtet werden sollte, ist klar. Die persönliche Sicherheit und Datensicherheit muss gewahrt werden, weshalb ein Antivirus-Programm auf jedem internetfähigen Endgerät installiert sein sollte. Ein derartiger Virenschutz kann sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig heruntergeladen werden. Bereits integrierte Browser-Programme und Firewalls blockieren heute schon viele unseriöse und unerwünschte Kontakte und Angebote. Insbesondere beim Shoppen oder Online-Bezahlen sollte jedoch jeder genau hinschauen. Wenn persönliche Daten und Bankverbindungen angefordert werden, empfiehlt sich, dies nur über geprüfte oder zertifizierte Anbieter und Verfahren zuzulassen.

Die gleiche Ansicht teilt im Übrigen auch das Bundesministerium, das mit „Nie zu alt fürs Internet“ eine hilfreiche und detaillierte Broschüre für zukünftige „Silver Surfer“ herausgegeben hat.

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